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Nachlese zum Gottesdienst am 22.7.2024 „Maria Magdalena“ Seitdem Papst Franziskus im Jahr 2016 Maria Magdalena als „apostola apostolorum“ ehrte, feiert unsere Kirche jedes Jahr am 22. Juli das „Fest der Hl. Maria von Magdala“. „Da feiern wir mit“, dachte sich der Ausschuss „Wir können mehr! Frauen in der katholischen Kirche“ und lud für den 22.7. zur Eucharistiefeier nach St. Crutzen ein, die wir gemeinsam mit Pfr. Unfried gestalteten. Etwa siebzig Christinnen und Christen aus der Pfarrei St. Ursula folgten unserer Einladung, auch das gesellige Beisammensein bei sommerlichem Wetter im schönen Kirchhof von St. Crutzen wurde sehr gut angenommen. Das Thema des Gottesdienstes wurde noch lebhaft besprochen, auch die Arbeit unseres Ausschusses vielfach anerkannt und gelobt. Dass die Frauenfrage in der Meinung großer Teile des Kirchenvolks eben nicht endgültig entschieden ist, sondern auf eine neue Bewertung und Beantwortung wartet, war an diesem Abend immer wieder zu hören. Immer wieder wurde auch die Bitte an uns gerichtet, die Predigt, die Pastoralreferentin Susanne Degen gehalten hatte, wie auch die Fürbitten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dem möchten wir natürlich gerne nachkommen und haben uns erlaubt, den Verteiler unseres Newsletters zu verwenden. Da Sie sich dafür angemeldet haben, erhalten Sie heute Post von uns. Wir danken Ihnen herzlich für Ihr Interesse an unserer Arbeit und ganz besonders für Ihr Kommen zum Gottesdienst für Maria Magdalena. Mit sommerlichen Grüßen im Namen des Ausschusses „Wir können mehr! Frauen in der katholischen Kirche“ Susann v. Winning Predigt zum 22. Juli 2024 – Fest der Hl. Maria MagdalenaLiebe Brüder und Schwestern im Glauben, mit dem Bild auf dem Plakat für den heutigen Gottesdienst haben wir Sie gewissermaßen auf eine falsche Fährte gelockt. Maria Magdalena hat niemals ihre Hand in einen Salbentopf getaucht und Jesus gesalbt. Allerdings ist es auch nicht ganz falsch, sie mit einem Salbgefäß darzustellen. Immerhin – so berichtet es der Evangelist Markus - hatte sie zusammen mit zwei anderen Frauen wohlriechende Öle gekauft, um zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Dazu gekommen ist es bekanntermaßen nicht. Warum tun die Frauen das, warum wollen sie ihn salben. Wir haben darüber in unserer Gruppe nachgedacht. Wahrscheinlich wollen sie diesen Leib, der nur am Ende nur noch Gewalt erlitten hat, noch einmal in einer ganz anderen Weise berühren. Mit Zartheit, mit Liebe, mit Ehrfurcht. Und damit trotz aller Ohnmacht und Unabänderlichkeit ein anderes Zeichen setzen. Moment mal, sagen Sie jetzt vielleicht, habe ich eben beim Evangelium nicht richtig zugehört. Da war doch nur von einer einzigen Frau die Rede, nämlich von Maria Magdalena und die Absicht zu salben ist gar nicht erwähnt worden. Keine Sorge, Sie haben gut zugehört. Wir haben im Evangelium die Geschichte gehört, wie Johannes sie aufgeschrieben hat. Da geht es auch um Berührung, aber nicht um salben. Da kommen wir gleich noch dazu. Bleiben wir für einen Moment noch bei den Salbtöpfen. Damit lässt sich viel Interessantes entdecken. Es gibt von Maria Magdalena sehr, sehr viele Darstellungen und bei vielen ist eben ein Salbgefäß abgebildet. Das ist sozusagen ihr Erkennungszeichen. In den Zeiten, da viele Menschen nicht lesen konnten, war das ein hilfreiches Mittel, das Künstler einsetzten, um die Person kenntlich zu machen, die sie malten. Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl. Vielleicht kennen Sie diesen Spruch. Ein Gegenstand als Erkennungszeichen für die Heiligen – und bei Maria Magdalena war es eben das Salbgefäß. Aber warum wurde das Salbgefäß das Zeichen der Wahl, wenn es doch gar nicht zu einer Salbung kam. Das hat mit einem tiefgreifenden Irrtum zu tun. Papst Gregor I. hat im 6. Jahrhundert in einer Predigt Maria Magdalena mit der Sünderin, die Jesu Füße salbt, in eins gesetzt. Und das hatte eine sehr dauerhafte und prägende Wirkungsgeschichte. Später warf man noch eine andere Maria dazu, die Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts in Ägypten als Einsiedlerin und Büßerin lebte. Maria Magdalena ist das alles nicht. Und war doch durch die Jahrhunderte Projektionsfläche für alle möglichen Vorstellungen. Was man aus ihr gemacht hat, sagt mehr über die anderen – Theologen und Künstler – als über sie selbst. Den Theologen diente die Vermischung dazu, hervorzuheben, was aus einer Sünderin durch Umkehr und Gnade Gottes alles werden kann. Den Künstlern war sie willkommen, weil sie ohne Erklärungsnot ihrem Drang nachgeben konnten, eine schöne Frau erotisch darzustellen. Wir finden, dass es den Frauen nicht gerecht wird, wenn man sie in dieser Weise vermischt. Jede einzelne verdient als eigener Mensch gesehen zu werden. Es sind Marias starke Schwestern – und jede Geschichte bringt etwas Besonderes zum Vorschein. Da ist eine Frau, die als Sünderin bezeichnet wird, und die sich in eine Tischgemeinschaft von Männern hineinwagt. Sie berührt Jesu Füße mit ihren Tränen, ihren Haaren, ihren Küssen. Salbt ihn. Das Besondere an ihr ist ihre Liebe, und dass sie sie zeigt. Das zählt für Jesus. Er weist alle Angriffe gegen sie zurück und sagt ihr die Vergebung ihrer Schuld zu. Dann ist da Maria von Bethanien. Sie salbt Jesu Füße und trocknet sie mir ihren Haaren. Das ist wenige Tage vor Jesu Tod, den alle schon ahnen. Jesus weist die Vorwürfe wegen Verschwendung zurück und sagt: Lass sie damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. – Vielleicht ist es diese Geste der Liebe und Hingabe, diese intensive Berührung seiner Füße, die Jesus darauf bringt, später seinen Jüngern die Füße zu waschen. Und dann ist da noch die Frau, deren Namen wir nicht kenne, die Jesu Kopf salbt. Matthäus und Markus erzählen davon. Auch da weist Jesus die Vorwürfe wegen Verschwendung zurück mit dem Hinweis, es sei im Voraus für sein Begräbnis. Und man werde überall auf der Welt, wo das Evangelium verkündet wird, sich an sie erinnern und von ihr erzählen, was sie getan hat. – Jesus ist der Messias, der Gesalbte – und die Frau macht es mit ihrer Zeichenhandlung deutlich. Wenn kein anderer sieht und handelt – so tut sie, was in alten Zeiten Propheten getan haben. Die Bedeutung von Salbung ist vielfältig. Es hat Aspekte des Heilens und des Heiligens. Es ist Zeichen der Fürsorge und Wertschätzung. In den frühen Kulturen war es auch das äußere Zeichen, ein Akt der Legitimation. Durch die Salbung wird herausgehobenen Menschen Kraft, Stärke, Macht und Einfluss übereignet. Könige, Propheten, Priester wurden gesalbt. Wie auch immer die Bedeutung ist, es ist eine besondere Art der Berührung, die einem ganz nahe kommt, die auf der Haut passiert, ja, die sogar durch die Haut zu dringen vermag. Schon erstaunlich, wie viel sich rund um das Salben erzählen lässt. Und so unterschiedlich die Geschichten und die Frauen auch sind – es geht m.E. immer um eine ganz besondere Weise der Berührung. Jesus zu berühren, ihm nahe zu sein. Davor haben alles diese Frauen keine Scheu. Und mit diesem Wort der Berührung möchte ich noch einen Bogen schlagen zu Maria Magdalena und dem Evangelium, das wir heute gehört haben. Maria geht zum Grab. Auch sie möchte noch einmal den Leichnam sehen, berühren. Ist ganz verzweifelt, weil sie ihn nicht finden kann. Was sie tut, ist ziemlich gefährlich gewesen damals. Denen, die am Kreuz starben, beizustehen. Sie zu betrauern, an ihr Grab zu gehen. Alles das machte verdächtig und konnte selbst mit Kreuzigung bestraft werden. Aber Maria ist schon so viele Wege mit Jesus gegangen, sie geht auch diesen letzten Weg mit. Sie sucht, bleibt, gibt nicht auf, rennt nicht weg. Und ihre Intuition, ihre Treue und Liebe bringt sie in Berührung mit dem Auferstandenen. Jesus fragt sie, warum sie weint, wen sie sucht. Aber noch ist sie ganz auf der Ebene des Irdischen, erkennt ihn nicht. Erst als er sie beim Namen ruft, erkennt sie: Jesus ist auferstanden. – Vielfach ist auch diese Szene gemalt worden, oft mit dem Titel „noli me tangere“ – berühr mich nicht. Aber das trifft es gar nicht genau. Jesus sagt zu ihr: Halte mich nicht fest. – Ich gehe davon aus, dass Maria ihn berührt hat, warum auch nicht. Aber es geht jetzt noch mal um mehr als die Berührung bzw. es geht um das, was daraus erwächst: Es gibt kein Festhalten, kein Feststehen in diesem hochbeglückenden Moment. Es will weitergesagt sein. Und so bekommt sie den Auftrag zur Verkündigung. Sie ist die Botin, die Apostelin für die anderen Apostel. Sie ist Zeugin des Lebens und der Auferstehung. Sie ist Zeugin unserer Gotteskindschaft. Jesus sagt zu ihr: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. So deutlich ist es im ganzen Johannesevangelium nicht gesagt worden, dass der Vater Jesu auch unser Vater und wir somit Gottes Kinder sind. Diese Grundbotschaft unseres Glaubens – sie zu verkünden, ist uns allen aufgetragen und damit die Herzen der Menschen zu berühren. Pastoralreferentin Susanne Degen FürbittenSusann von Winning und Renate Kexel Gott, du hast Frau und Mann nach deinem Bild geschaffen und „siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31a). So berichtet es uns die Schöpfungsgeschichte. Aber oft machen wir Menschen Unterschiede, die Deinem Bild nicht entsprechen. Deshalb bitten wir:
Alles, was uns noch bedrückt, tragen wir vor Dich. Wir vertrauen darauf, dass du uns Menschen nicht allein lässt. Dafür danken wir dir heute und alle Tage. Amen Wenn Sie sich aus dem Verteiler wieder austragen möchten, nutzen Sie bitte den folgenden Link: Abmelden. |