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Primus praeceptor Germaniae - oder: 153

2008-04-06 15:45:26

In diesen Tagen feiern wir in Oberursel das 50jährige Bestehen des christlichen Bildungskreises Rabanus Maurus (früher: Katholischer Akademikerkreis). Und das heutige Evangelium vom reichen Fischfang liefert das seinige dazu.Primus praeceptor Germaniae - der erste Lehrer Germaniens.Ein Titel - nur ein Titel? Zurecht oder zu unrecht verliehen?Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass Rabanus Maurus für die abendländische Kultur und die deutsche Kirche ganz wichtig wurde. In einer Zeit des Umbruchs hat er alles erreichbare Wissen gesammelt: er war Fachmann für Mathematik, bildende Künste, Philosophie, Biologie, praktische Wissenschaften, Theologie, Literatur. Die Fülle des Wissens war sein Streben.Rabanus Maurus war kein Fachidiot - er war ein Allround-Genie. Die Fülle des Wissens, die Fülle des Lebens, die Fülle der Schöpfung bestimmten ihn und sein Denken und Fühlen.Leben - Leben in Fülle. Das war für ihn wichtig.Leben - Leben in Fülle. Das war es, war er in Gottes vielfältiger Schöpfung erkannte.Leben - Leben in Fülle. Das war es, was er für diese und die kommende Welt erbat und besang.In einer besonderen Form von poetischen Kunstwerken fasste er viele seiner Gedanken. Er schrieb Gedichte in ganz besonders angeordneten Reihen und Spalten und durchschritt das Versmaß nach mathematischen Regeln. Diese sogenannten \"Figurengedichte\" (Bild oben mit Doppelklick öffnen) vereinigten die verschiedenen Wissensrichtungen in einem Kunstwerk.Er gab eine Enzyklopadie heraus über das \"ganze Universum\", über die \"Natur der Dinge\". Er war und ist Garant für die Weitergabe des Wissens seiner Zeit.In aller Vielfalt des Geschaffenen den Willen des Schaffenden heraus zu finden - das war das mittelalterliche Denken der Wissenschaft. Die Fülle des Lebens Schritt für Schritt zu erkennen und Gott dafür zu preisen.Und so ist die Antwort auf alle Fragen einfach. Es ist die 153.Im heutigen Evangelium fangen die Jünger 153 Fische.Große und kleine, dicke und dünne, langgestreckte und gedrungene - aber 153.Verschiedene Theorien versuchen diese Zahl zu erklären.Eine ist besonders einfach und einleuchtend:Zur damaligen Zeit waren 153 verschiedene Fischarten bekannt.So steht die 153 für die Ganzheit, für die vielfältige Fülle der Schöpfung, für \"alle\".Alle sind gemeint, wenn Jesus eine Anweisung gibt.Alle sind eingebunden in das neue Netzwerk der Liebe Gottes.Alle empfangen den Geist des auferstandenen Herrn.Wenn Gott schenkt, dann schenkt er reichlich.Wenn er gibt, dann gibt er alles.Wenn Leben, dann Leben in Fülle.Und das tut er, indem er seinen Heiligen Geist sendet.Das tut Gott, indem er uns Menschen mit hinein nimmt in seine Liebe.In die Liebe von Gott Vater zu Gott Sohn im Heiligen Geist.Nur in Liebe kann Leben entstehen, gelingen, zur Vollendung finden.Nur im Heiligen Geist finden wir das Leben in Fülle.Und genau das hat Rabanus Maurus erkannt und in einem seiner berühmtesten Dichtungen besungen. Im wunderschönen Pfingsthymnus (der nach neuesten Untersuchungen vielleicht \"nur\" aus seiner Schule und nicht aus seiner eigenen Feder stammt):Komm Heiliger Geist, der Leben schafft,erfülle uns mit Deiner Kraft.Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:nun hauch uns Gottes Odem ein.Komm Tröster, der die Herzen lenkt,...(Fortsetzung im Gotteslob Nr. 241)