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Warum redest Du zu Ihnen in Gleichnissen?

2008-07-10 08:17:53

Dies fragen die Jünger im Sonntagsevangelium Jesus ihren Herrn.Seine Antwort: \"Weil sie sehen und doch nicht sehen,weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen!\" (Mt, 13, 13)Auzüge aus einem Buch über Wort-Gottes-Feiern:\"Liebe Leserinnen, liebe Leser!„Achtung: Aufnahme!“ – es geht los, die Konzentration ist auf dem Höhepunkt. Die Worte, um die es geht, sollen aufgenommen werden! Ruhe kehrt ein, jede und jeder konzentriert sich auf den Text. Und dann geht es los, das Band läuft, das Wort, die Worte werden aufgenommen. Schnitt – die Szene ist im Kasten.„So wie sie es aufnehmen konnten!“ – um die Art und Weise, wie das Wort Gottes gefeiert werden kann, wie es aufgenommen werden kann, geht es in diesem Buch. Wir lesen das Wort Gottes nicht nur, wir hören es nicht nur, wir erleben es nicht nur ganzheitlich, nein, wir feiern es! Es ist keine alte Konserve auf Band, sondern die aktuellste aller Nachrichten: live dabei!Um die Feier soll es gehen – stimmen Sie sich darauf ein. Feiern Sie das Wort Gottes! Denn Grund genug gibt es ja zu feiern: Die „Frohe Botschaft“ ist ja eine frohe Botschaft! Und sie trifft uns im Innersten, lässt uns ruhig und nachdenklich werden, lässt uns nachfühlen, was dieses Wort bedeutet. Eine Befreiung für Leib und Seele, eine Hoffnung für Herz und Sinn. Eine gute Nachricht, die es lohnt, noch für viele nachfolgende Generationen aufgenommen zu werden.... Jesus sprach so, dass nicht studierte Menschen ihn verstanden; er sprach viel in Gleichnissen. Warum eigentlich? Er nahm Bilder aus dem alltäglichen Leben, damit die Lebenswelt in seinen Glaubensaussagen einen festen Platz hatte. Die Trennung von sakralem und profanem Raum war ihm fremd, im Gegenteil: Er wollte gerade, dass die „einfachsten“ Menschen seine Botschaft verstanden. Vielleicht ist das ja auch eine doppelte Chance unserer Zeit, dass „einfache“ Menschen von ihrem Glauben erzählen – und so einerseits andere Menschen erreichen als die Prediger üblicherweise. Oder dass die Gottesdienste andererseits die üblicherweise anwesenden Menschen einmal ganz anders erreichen als sonst?Das Aufnehmen einer Botschaft, das wirkliche Verstehen und Übernehmen in die eigene Lebenswelt geschieht ja bekanntlicherweise nicht sehr gut durch Selbststudium und Lesen. Etwas bessere Erfolge erzielt werden durch aufmerksames Zuhören und Mitverfolgen. Am meisten jedoch übernehmen die Mitfeiernden durch eigenes Tun, wenn sie aus „Betroffenen zu Beteiligten“ werden. Und gerade die aktive Teilnahme am Gottesdienst, die „participatio actuosa“ (welche im Zweiten Vatikanum vermehrt gefordert und gefördert wurde), eröffnet neue Zugangswege zum Glauben und zum Wort Gottes. ... Es zeigt sich, dass ein und derselbe Gegenstand auf verschiedenen Bedeutungsebenen verwendet werden kann. Jesus tat das ähnlich. Er nutzte Symbole und Zeichenhandlungen, die zur damaligen Zeit eine andere Wertigkeit besaßen als heute. Und doch verlieren sie in unserer Zeit nicht ihre Bedeutung, sondern sind auf einer anderen Ebene erschließbar.So sind viele Gleichnisse Jesu zu verstehen, haben oft aber einen Hintergrund, der den heutigen Menschen nicht mehr bewusst ist. Daher ist es wichtig, das Wort Gottes nicht nur zu hören, sondern auch mit verschiedenen Sinnen zu erleben und nach zu fühlen. So werden eigene Bedeutungen erlebt und erschlossen. Deshalb wird im vorliegenden Buch gerne mit Zeichen und Symbolhandlungen gearbeitet, welche die Lebenswelt der Teilnehmenden in die Feier mit einbezieht. Manchmal gehört etwas Mut dazu, da es in manchen Gemeinden noch sehr ungewohnt ist. Aber es lohnt sich! Denn viele Menschen unserer lauten Zeit können mit ihren Ohren kaum noch etwas aufnehmen – und sind dann überrascht, was das Evangelium ihnen doch noch zu sagen hat. Die freudige Erkenntnis, dass soviel Sinnvolles in solch alten Worten zu finden ist, wird Kreise ziehen.\"(aus: Hofacker, Peter: Das Jahr mit Markus, Zwölf Wort-Gottes-Feiern, Herder 2002)