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Wer bin ich, dass Du mich suchst?

2011-12-18 01:15:31

So beginnt ein modernes Marienlied. Maria kann es nicht fassen. Gott hat sie auserwählt, Gott schickt seinen Engel zu ihr. Am 4. Advent hören wir im Evangelium nach Lukas die Verkündigung von Jesu Geburt. Es wird berichtet, wie sehr Maria erschrak. Sie kann ihr Erstaunen nicht verbergen. Sie fragt nach und hört, was der Engel ihr zu sagen hat. Und dann sagt Maria: „JA“. Sie sagt „JA“ zu dem, was Gott für sie bereithält. Ob sie wohl auch „JA“ gesagt hätte, wenn sie schon gewusst oder nur eine Ahnung davon gehabt hätte, was es bedeutet, die Mutter Gottes zu sein? Das war alles andere als ein Zuckerschlecken. Angefangen von dem unehelichen Kind, das sie erwartete, fast hätte Josef Maria sitzen lassen. Dann der beschwerliche Weg nach Bethlehem. Die Geburt des Kindes im dreckigen Stall. Kaum Zeit zum Erholen, hastige Flucht nach Ägypten, um das Leben des Kindes zu retten.Danach ein paar Jahre, die in der Bibel nicht erwähnenswert erscheinen, vielleicht hatte Maria da so etwas wie ein normales Familienleben in Nazareth. Doch schon im Alter von 12 Jahren geht es weiter. Beim Besuch in Jerusalem verschwindet Jesus im Tempel und versteht nicht, dass seine Eltern sich Sorgen um ihn gemacht haben.Und dann, als er als Wanderprediger unterwegs ist. Welche Tuschelei und Gespött muss sich Maria wohl angehört haben. „Feiner Sohn, übernimmt nicht die Werkstatt des Vaters, steht seinen alten Eltern nicht zur Seite, setzt keine Nachkommen in die Welt, eigentlich ein rechter Taugenichts. Mit was für Gesindel er sich herumtreibt!“Maria aber hält zu ihrem Sohn. Sicher hat sie manchmal an ihm gezweifelt, sicher hat sie sich manches anders gewünscht. Wie oft wird sie versucht haben, ihn zur Vernunft zu bringen, er aber folgte seinem Glauben. Maria blieb ihrem Sohn treu bis unter das Kreuz. Das Schlimmste, was eine Mutter erleben kann, hilflos mit ansehen zu müssen, wie ihr Kind hingerichtet wird. Wie oft hat Maria sich in all den Jahren wohl daran erinnert, wie der Engel zu ihr kam und sie antwortete: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe wie du es gesagt hast.“ Manchmal hat sie ihre Antwort vielleicht bereut.Gott sucht auch uns heute, er ruft uns zur Nachfolge, hier und jetzt. Hören wir Gottes Ruf? Sagen wir unser „JA“ zu Gott, zu dem, was er für uns bereithält? Auch wenn wir nicht wissen, welche Konsequenzen dieses „JA“ beinhaltet? Maria, die bis in die dunkle Stunde des Todes ihrem Sohn zur Seite stand, durfte erleben, dass ihr Sohn nicht im Tod blieb, sondern das Leben für alle Menschen in Fülle brachte.Gehen wir mit diesem Wissen auf das Weihnachtsfest zu. Es ist keine harmonische rührselige Angelegenheit. Schon die Weihnachtsgeschichte nimmt das Leben mit all seinen Ecken und Kanten in den Blick. In den ärmlichen Stall schickt Gott seinen Sohn, das ist wohl kein Zufall.Gott schickt seinen Sohn zu uns allen, Gott sucht jeden von uns, überall, weil er uns liebt, so sehr, dass er seinen eigenen Sohn für uns Menschen dahin gegeben hat.Erschrecken dürfen wir, wenn wir Gottes Ruf vernehmen, aber drücken sollten wir uns nicht!