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„Glauben heißt Nicht-Wissen.“

- so heißt es doch.

Und meint damit: Naja, was Genaues weiß man nicht - wir lassen den Verstand mal schön angeschaltet und beobachten die Sache aus sicherer Entfernung. Lieber erstmal gucken.

Gibt es Gott? Naja, was Genaues weiß man nicht.

Geht morgen früh die Sonne wieder auf? Die meisten Menschen auf diesem Planeten würden wohl zustimmen können, dass sie das zumindest fest annehmen und sich darauf verlassen.

Zeigt sich Gott jeden Tag auf der Erde? Die Menschen auf diesem Planeten wären wohl eher uneinig, wie diese Frage zu beantworten wäre.

Vielleicht ist der Unterschied ja nur der, dass die Sonne für große Teile der Menschheit gleichzeitig aufgeht und diese Menschen, wenn sie nicht ihre Sehkraft verloren haben, sehen es. Die Sonne ist weit genug oben, dass sie weithin sichtbar ist.

Von Gott denken wir, dass er (im Gegensatz zur Sonne) ganz nahe bei den Menschen ist. Vielleicht ist das der Grund, dass es nicht so weithin sichtbar wird, wenn er sich zeigt. Aber da, wo er sich zeigt, bleibt er sicher nicht ungesehen. Und ganz sicher sind jeden Tag irgendwo auf der Erde Menschen zutiefst davon überzeugt, dass er sich ihnen gezeigt hat - in einer glücklichen Situation, in Rettung aus Lebensgefahr, in erfahrenem Sinn im Leben, in der Trauer, in der Musik, in der Natur… es gibt so viele Möglichkeiten, wie Gott sich sichtbar macht.

Die Sonne geht genau einmal am Tag auf. Gott zeigt sich zwischen einem Sonnenauf- und -untergang (und sogar in der Nacht) mindestens hundert- vielleicht sogar tausendfach. Nicht allen Menschen gleichzeitig. Aber trotzdem. Dass es Gott gibt, ist also auch nicht unwahrscheinlicher als dass morgen früh die Sonne wieder aufgeht.

Sie könnten davon ausgehen, dass es Gott gibt (und er sich auf der Erde zeigt), mit mindestens der gleichen Sicherheit, wie davon, dass morgen die Sonne wieder aufgeht. Sogar noch, wenn wir in dieser Jahreszeit ein bisschen länger darauf warten müssen. Vielleicht ist Gott einfach nur zu nahe, um weithin sichtbar zu sein.