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Jahresrückblick – Jahresausblick 2020 seitens des Ortsausschusses St. Crutzen an Silvester

Am Ende eines Jahres könnten wir Bilanz ziehen: Wie war es, dieses Jahr? Wie war es für mich, für andere, für die Welt? Wir könnten uns Statistiken vor Augen führen, uns daran erinnern, was wir alles geschafft und wo wir überall versagt haben. Wir könnten uns an den Highlights des Jahres noch einmal innerlich erfreuen und wir könnten der Schrecken, der Schattenseiten und der Trauer gedenken, die uns zugemutet waren. Kurz: Wir könnten zur Besinnung kommen.

Alexander Krex, Autor der ZEIT, „Ende dreißig“, besinnt sich ebenfalls. Am 3.12.2020 (Ausgabe Nr. 50/2020) erscheint sein Artikel mit der Überschrift „Warum missioniert mich keiner?“. „Ich bin Atheist. Weder Kirchenglied noch gläubig. Bin ich ein zu schwerer Fall?“ Er denkt über sein Verhältnis zu Gott, zur Kirche, zur Religion und über seinen Glauben sowie über gläubige Christinnen und Christen nach. Was zeichnet sie aus? Was haben sie, was er nicht hat, was er vermissen könnte?

Wir Mitglieder im Ortsausschuss von St. Crutzen haben in den letzten vier Wochen gesammelt, was uns in diesem Jahr in der Gemeinde hier vor Ort, in der Pfarrei, in der Gesamtkirche, aber auch persönlich bewegt hat:

Gefühlt gab es nur ein Thema Nr. 1: Corona – und wie dieses kleine Ding das Leben aller verändert hat. Vieles wurde geplant und konnte nicht stattfinden, zum Beispiel fanden nach Ausbruch der Pandemie keine Gottesdienste statt, sogar auch nicht an Ostern. Es gab kein Pfarrfest an Fronleichnam, der Martinsumzug wie auch der Adventsmarkt mussten abgesagt werden, das traditionelle Weihnachtskonzert am 26.12. 2020 fiel aus. Es gab leider kaum Treffen der einzelnen Arbeitsgruppen und Kreise, keine Feste – nur wenige Veranstaltungen waren möglich und wurden durchgeführt. Es war ein von Corona gezeichnetes Jahr.

Aber dieses Jahr, obgleich das Gemeindeleben „runtergefahren“ wurde, brachte auch Positives zum Vorschein:

Auch nach der konstituierenden Sitzung des Ortsausschusses St. Crutzen am 10.2.2020 nach der PGR-Wahl ließen wir uns nicht von der darauffolgenden Kontaktsperre ausbremsen, vielmehr fanden wir uns im Ortsausschuss neu zusammen.

Statt eines einzigen Vorsitzes gibt es nun ein Vorstandsteam, bestehend aus fünf Personen (Brigitte Kleemann, Birgid Fuchs, Jürgen Betz, Jutta Schmidt und Diakon Mathias Wolf). Nach eigenem Empfinden arbeiten wir gut zusammen und freuen uns darüber, teilen anfallende Arbeiten und Aufgaben untereinander oder im Ortsausschuss auf. Unsere Ortsausschuss-Sitzungen fanden unter Corona-Bedingungen statt. Alle im Ortsausschuss haben sich den besonderen Herausforderungen dieses Jahres engagiert gestellt und viel Gutes daraus gemacht.

Zum Beispiel wurde der Kirchraum nach Hygienevorschriften vorbereitet und einladend gestaltet. Es gab einen Kreuzweg durch Weißkirchen. Die Kirche war an Ostern für Besucher, Gäste und Betende geöffnet, es gab Palmzweige, Kerzen und kleine Ermutigungsaufkleber zum Mitnehmen, ebenso Impulstexte. Es gab eine Videoübertragung der Feier aus St. Ursula in der Osternacht.

Ab Mai 2020 durften dann wieder Gottesdienste für insgesamt 76 Teilnehmer in unserer Kirche hier stattfinden. Das Hygienekonzept sah unter anderem den Mindestabstand, das Verbot von Gemeindegesang und ab Oktober 2020 auch das Tragen von Masken vor. Es wurde eine Anmeldung im Pfarrbüro erforderlich, die später auch digital möglich und notwendig war. Außerdem bedurfte es bereits früh der wertvollen Ordnerdienste, das heißt: mindestens zwei Personen begrüßen bei jedem Gottesdienst an der Kirchentür die Kirchenbesucher und lassen sie nach Anmeldeliste oder Anmeldung ein. Dass dies immer gut transparent organisiert war, sich immer genügend freiwillige ehrenamtliche Kräfte gefunden haben, die die Gottesdienste dadurch erst ermöglicht haben, empfinden viele als großes Geschenk und sind sehr dankbar dafür. Jedes Gemeindemitglied, jeder und jede von Ihnen, kann sich bei dieser Aufgabe einbringen. Melden Sie sich gerne bei uns, wenn Sie mitmachen möchten.

Sehr positiv angekommen und unbedingt zu erwähnen sind im Zusammenhang mit den Gottesdiensten auch deren besondere musikalische und schöne Gestaltung: Unsere Organisten, Kantoren, die Jugendmusikgruppe und -band hier vor Ort, aber auch Gruppen, Musiker wie Sänger und Chormitglieder von außerhalb haben in großartiger Weise die Gottesdienste bereichert. So wurde von einigen von uns das eigene Singen nicht oder weniger vermisst.

Die Erstkommunionfeier der Kinder im Jahr 2020 wurde auf den 30. August verschoben, die Feier lief aber – gerade unter Corona-Bedingungen – in einem als sehr persönlich empfundenen Rahmen ab. Dazu erreichten uns von den Familien sehr positive Rückmeldungen; ebenso auch im Kontext der Firmung.

Es gab darüber hinaus wertvolle oder beeindruckende Impulse, zum Beispiel den Reisesegen, das Programm „Sommer 2020 – anders“ für Familien, Kinder und Jugendliche, den integrativen Zimmersmühlenlauf 2020, von dem ein sehr launiges und liebevoll zusammengeschnittenes Video existiert, der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Xavier, der am 1. September unsere Pfarrei verlassen hat um im Kannenbäckerland in der dortigen Pfarrei Pfarrer zu sein, die ökumenische Einstimmung in den Advent draußen am Labyrinth, der digitale Adventskalender der Pfarrei.

Für die hiesige Katholische Öffentliche Bücherei direkt nebenan, auch KÖB genannt, wurde von eifrigen Händen eine Trennwand für den Tresen angefertigt. Deswegen durfte sie schließlich wieder öffnen. Viele freuen sich darüber – und doch könnte sie noch besser angenommen und von weiteren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterstützt werden.

Ja, wir ziehen Bilanz und stellen fest: Wenn auch einige dieses Jahr aus mehreren Gründen als „kirchen“-los empfunden haben mögen, es hat – nicht nur bei uns – dennoch viel Kirche stattgefunden.

Zum Beispiel wurde unser Bischof von Limburg, Georg Bätzing, zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Es gab eine Visitation von Weihbischof Thomas Löhr in unserer Pfarrei. Ärger gab es über die „Instruktion der Kongregation für den Klerus“, einem bedauerlichen Schreiben des Vatikan zum Synodalen Weg und zur Kirchenentwicklung, was zu einem Brief unserer Pfarrei an den Bischof geführt hat. Ein Ärgernis – und teilweise viel mehr als das – ist für sehr viele Menschen die schleppende Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche.

Was gibt uns Christinnen und Christen Hoffnung, wenn wir auf das kommende Jahr blicken?

Zunächst einmal: Wir wollen miteinander im Ortsausschuss, aber auch mit Ihnen allen, mit jedem und jeder von Ihnen, im Gespräch bleiben. Es schmerzt uns, dass wir nicht alle Gemeindemitglieder erreichen oder möglicherweise gar abhängen, dass wir viele Familien verlieren. Es schmerzt uns, dass enge Kontakte, Begegnungen, Geselligkeit fehlen, dass wir nicht intensiver zusammenkommen können. Aber könnte es nicht sein, dass gerade aus diesem Schmerz, daraus, dass uns bewusster wird, was wir wirklich brauchen, ein starker Trieb erwächst, der uns motiviert, diese Distanzen zu überwinden und kreative Lösungen mit- und füreinander zu finden?

Hoffnungsvoll können uns doch alle die stimmen, die unsere Gottesdienste und Veranstaltungen besuchen. Hoffnungsvoll können wir sein, weil es so viele Engagierte und Aktive gibt, die ehrenamtlich oder hauptamtlich viel Dienst getan haben und noch tun. Ihnen gehört unser Dank aus ganzem Herzen.

Leider können wir hier unmöglich alle nennen, die es verdient hätten, gewürdigt zu werden. Erwähnen wollen wir an dieser Stelle aber exemplarisch die Helferinnen und Helfer, die wie selbstverständlich zur Stelle sind, wenn es darum geht, sich im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit um Aushänge und Schaukasten zu kümmern, die Lektoren, Kantoren, Wohnbezirkshelfer, die Austräger von mittendrin und der Caritas-Briefe, die Ordner, diejenigen, die Desinfektionsspender aufstellen, sich um Mikrofone, Lautsprecher, Lichteffekte, Reparaturen und die Beheizung und Lüftung der Kirche kümmern und die, die die Kirche schmücken, Weihnachtsbaum und Weihnachtskrippe auf- und abbauen. Und ohne Küsterdienste und Sekretariat würde es auch nicht gehen. Dank gilt auch allen, die an Schnittstellen sitzen und Verantwortung für Entscheidungen tragen.

Vielleicht denken Sie jetzt: So viele Helferinnen und Helfer – da braucht mich niemand. Falsch gedacht. Es gibt für jede und jeden Möglichkeiten, sich in die Gemeinde vor Ort einzubringen. Haben Sie Mut und melden Sie sich. Wir freuen uns, wenn Sie auf uns zukommen.

„Das erste Mal kommt mir der Gedanke, dass nicht die Kirche es ist, die mir fernbleibt, sondern dass ich es bin, der sich entfernt hat. Nicht ich allein natürlich, aber gemeinsam mit dem kollektiven Bewusstsein, das nach der Aufklärung nicht anders konnte, als die Verweltlichung zu umarmen. Zumindest im Westen.“ So schreibt Alexander Krex gegen Ende seines Artikels in der ZEIT.

Er kommt zu dem Schluss: „Für so etwas Großes wie Gott kann man … nie genug Erklärungen haben.“ Er wird die Worte seiner Gesprächspartner bei Gelegenheit mal weitergeben, meint er. Diese sind: „Die Botschaft“ muss „wieder ins Zentrum rücken: Jesus Christus.“ „Niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh. 14, Vers 6)“ „Gott ist die Liebe, die über uns steht.“ „Gott ist die Grundkraft des Lebens. Das, was am Anfang war und am Ende sein wird.“

Wir haben ganz viel Grund, Grund zur Hoffnung. Vergessen wir das nie!