Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Dritter Kirchsalon in Steinbach

Endlich wieder Kirchsalon! Nach fast genau drei Jahren corona-bedingter Wartezeit hieß es am 25.03.2023 endlich: „Wie geht es weiter in St. Bonifatius?“

Das Format Kirchsalon entstand im Zuge des Visionsprozesses der Pfarrei St. Ursula. Die Vision ist unser Zukunftsbild, wie wir gemeinsam mit anderen Kirche aktiv leben wollen. Wir wollen einladen, beteiligen, öffnen, verändern, ausstrahlen, wertschätzen, glauben und handeln. Ganz in diesem Sinn lud der Kirchsalon ein. Drei Stunden, vier Tische, eine Gruppe interessierter Menschen - und mit der Methode des World-Café war es möglich, ins Gespräch zu kommen, Gedanken auszutauschen und Neues auf den Weg zu bringen. Unter der Moderation von Harald Schwalbe wurden zunächst Themen gesammelt und Gastgeberinnen gefunden, die an den Tischen die Diskussion leiteten. In drei aufeinander folgenden Gesprächsrunden von 30 Minuten wurde an allen Tischen gleichzeitig gearbeitet. In kurzen Pausen zwischen den Gesprächsrunden mischten sich die Gruppen neu. Die Gastgeberinnen sorgten für die Dokumentation und den Übergang zwischen den Gesprächsrunden. Und so entstanden in einer angeregten Atmosphäre die hier von den Tischgastgeberinnen zusammengefassten Ergebnisse.

Unsere Stadtgemeinschaft

Bärbel Andresen war Gastgeberin am Tisch mit dem Thema „Unsere Stadtgemeinschaft in ihrer Diversität - und Zukunftsfähigkeit, auch in Bezug auf die christlichen Kirchen". Es wurden dabei fünf verschiedene Bereiche betrachtet.

Zu „Kinder und Familien“ wurde zunächst festgehalten, dass soziale Kontakte ein Hauptbedürfnis von Kindern und Familien sind. Es braucht eine Öffnung hin zu anderen Formaten und möglichst jüngere Kontaktpersonen, die mit Kindern zusammen arbeiten. Konkrete Vorschläge wurden festgehalten wie z.B. eine Kinderseite in der Steinbacher Info, die auch Eltern und Kitas zur gemeinsamen Beschäftigung mit den Inhalten anregt.

Für „Senioren“ gibt es bereits viele Angebote und Aktivitäten in Steinbach. Manchmal könnten sie besser abgestimmt sein. Sinn macht es, sie auch immer einmal wieder generationenübergreifend zu gestaltet, d.h. dass die Senioren nicht unter sich bleiben, sondern mit Menschen aller Lebensalter und -situationen zusammenkommen. Es wird der Bedarf einer Anlaufstelle gesehen, für heute bereits, aber nochmal mehr in naher Zukunft. Es bräuchte eine Art Lotsen, eine Begleitung, an die Älterwerdende sich wenden können, wenn sich in ihrem Leben Veränderungen, wie der Verlust des Partners oder Krankheiten einstellen und die langjährige Lebensführung „ins Wackeln gerät". Die Sicherung, Ausweitung und professionelle Aufstellung der Trauerseelsorge wurde als weitere wichtige und wachsende Aufgabe erkannt, auch mit dem Hinweis, dass Krankheit und Sterben nicht erst Themen im Alter sind.

Auch zu „Barrierefreiheit“, „Jugend“ und „Kultureller Vielfalt“ wurde in den Gesprächsrunden gesammelt, diskutiert und auf die Zukunft geschaut.

Mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus 130 Nationen sieht sich Steinbach kulturell breit aufgestellt, was als bereichernd, manchmal aber auch herausfordernd empfunden wird. Die jeweiligen Interessengemeinschaften (IGs), die von der Sozialen Stadt initiiert wurden („Familien“, „Barrierefrei“, „Kulturelle Vielfalt“, „Senioren“, „Jugend“, „Nachhaltigkeit"), können als Kontaktpunkte dienen. Die in den Gemeinden Tätigen können dort mitwirken und so eine Vernetzung der Aktivitäten unterstützen. Wir brauchen die weitere Pflege der Buntheit in Steinbach, wollen weiter offen sein, weiter keine Abgrenzung schaffen gegenüber anderen Religionen und Menschen, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören. Es ging im Diskurs oft mehr um Haltungsfragen als um konkrete Schritte. Es ist wichtig, zu denken und zu fühlen, dass alle Nationen sich in Steinbach zu Hause fühlen können. Jede:r soll eine Anlaufstelle haben und Empathie erfahren. Ein „Wir“ muss als „Wir“ gefühlt, gedacht und auch formuliert werden.

Ökumene

An einem Tisch wurde das Thema „Ökumene“ diskutiert. Hiltrud Thelen-Pischke schreibt dazu:

In der ersten Runde ging es um eine Bestandsaufnahme der ökumenischen Aktivitäten vor Ort in Steinbach. Es wurden vielfältige Beispiele zusammengetragen: von ökumenischen Gottesdiensten/-andachten im Jahresverlauf über die ökumenischen Kindelbibeltage bis hin zu „Weihnachten anders“.  Diese zeigen, dass das jahrzehntelange ökumenische Miteinander unserer Gemeinden beständig ausgeweitet und zur guten Selbstverständlichkeit geworden ist.

In der zweiten Runde wurde mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Frage nachgegangen, warum die Ökumene wichtig ist und was wir im ökumenischen Miteinander erreichen wollen. Vielen Menschen in unserer Gemeinde liegt die Ökumene schon rein privat sehr am Herzen. In vielen Ehen/Partnerschaften ist die Konfessionsverschiedenheit Alltag. Gleiches gilt für Verwandte und Freunde, mit denen Hochzeiten, Taufen, Erstkommunion, Konfirmation, Ehejubiläen gemeinsam gefeiert werden.

Darüber hinaus waren sich die Teilnehmenden am Kirchsalon darin einig, dass das gute und selbstverständliche Miteinander vertrauensvoll weiter ausgebaut werden soll, indem das Verbindende unserer christlichen Werte mit der frohen Botschaft Jesus Christus betont wird. Die Zukunft der christlichen Kirchen geht nur gemeinsam. Wir werden nur dann gesellschaftlich relevant bleiben, wenn wir mit einer Stimme sprechen und zu Themen Position beziehen, die die Menschen betreffen.

Die dritte Diskussionsrunde beschäftigte sich mit der Frage, was es braucht, um die gemeinsamen Aktivitäten auszubauen und mehr Menschen in Steinbach für die Ökumene zu begeistern. Einerseits wurde die Hoffnung geäußert, mehr Toleranz in theologischen Fragestellungen aufzubringen bzw. die Unterschiedlichkeiten der Konfessionen besser auszuhalten. Andererseits kann die Zukunft der Ökumene nur wachsen und blühen, wenn sich mehr junge Menschen für die Ökumene begeistern lassen. Dazu bedarf es der Unterstützung beider Kirchen.

Nachhaltigkeit

Dem Thema „Nachhaltigkeit“ widmete sich der nächste Tisch mit Livia Sold als Gastgeberin. Dort wurde zunächst festgestellt, es sei fünf vor zwölf und das Hirtenwort unseres Bischof träfe es sehr gut: Wir sitzen wie im Kinosessel und schauen uns den Film unseres eigenen Untergangs an. Wie lange wollen wir eigentlich noch so bequem sitzen bleiben und zuschauen? Und abgesehen von unserem persönlichen Weltuntergang - als Christen glauben wir:

Menschen dürfen die Schöpfung nicht zerstören.

Nächstenliebe soll auch für die kommenden Generationen im Bewusstsein sein.

Nachhaltigkeit ist eine Grundwertefrage und damit eine Kirchenaufgabe.

Und: Kirche hat noch Gestaltungskraft - und Gestaltungsmöglichkeiten haben wir auch. Aktionen wie die neuen mit der AG „Steinbach blüht“ gestalteten Flächen auf dem Kirchengelände bringen auch über St. Bonifatius hinaus in Kontakt. Viele Steinbacher waren beim Gartentag dabei; der größere Teil davon war nicht aus der Gemeinde. Eine Photovoltaikanlage auf dem Kirchendach war in der Bauphase noch nicht möglich, aber vielleicht ja jetzt? Und es gibt noch viele andere Flachdächer in Steinbach… vielleicht tun wir uns zusammen? Wichtig ist, dass wir mit Freude dabei sind und uns gegenseitig darin unterstützen, diese Freude zu leben, indem wir davon erzählen, was wir vorhaben, was gelingt, was vor uns liegt und was wir tun.

Als konkrete Schritte haben wir uns gesetzt, das Vorhaben einer Photovoltaikanlage auf dem Kirchendach zunächst mit dem Ortsausschuss und dann mit der Stadt Steinbach sowie mit Pfarrei und Bistum zu besprechen und auf eine möglichst baldige Realisierung hinzuarbeiten. Zumindest an diesem Tisch war allen am Ende klar: Nachhaltigkeit soll für uns ein Jahresthema werden.

Schwerpunktthema

An einem weiteren Tisch zum Thema „Schwerpunktthema“ stand die Frage im Raum, wie wir die Inhalte, die uns als Gemeinde wichtig sind, deutlicher sichtbar machen. In der ersten Runde wurde schnell klar: Schöpfungsbewahrung, Fairer Handel, Gleichberechtigung, Kinderrechte, Frieden sind die Themen, die in Gottesdiensten, Andachten, Vorträgen, Workshops und anderen Veranstaltungen unserer Gemeinde immer wieder thematisiert werden. Sie sind gleichzeitig wichtige Fragen, die die gesamte Gesellschaft beschäftigen.

Doch die Themen bleiben oft auf einen kleinen Kreis der Teilnehmenden begrenzt. Sie werden in der Kommunikation nicht stark genug in den Vordergrund gerückt. Die Konzentration auf ein Schwerpunktthema für einen bestimmten Zeitraum könnte das Thema sichtbarer machen, Veranstaltungen könnten aufeinander aufbauen, und dadurch Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen geschaffen werden.

Dass die Anzahl der Mitwirkenden begrenzt ist, führt oft dazu, dass in kurzer Zeit oft mehrere Themenbereiche „erarbeitet“ werden müssen. Die Konzentration auf ein Thema würde den Kreis der „Beteiligten“ vergrößern. Durch Kooperationen und Vorträge von Experten könnte Wissen aufgebaut und vertieft werden. Aus dem Schwerpunkt könnten dann praktische Projekte werden.

Wie kann die konkrete Umsetzung des Projekts aussehen?

Zunächst muss ein Thema gefunden werden – möglichst mit einer breiten Zustimmung, nicht nur im Ortsausschuss. Schon bei der Themensuche sollten viele beteiligt werden.

In der Abschlussrunde beim Kirchsalon wurde Nachhaltigkeit vorgeschlagen, auch ein Thema des Kirchsalons.

Jetzt muss das Thema gut kommuniziert werden, an alle, die Veranstaltungen in der Gemeinde und in Steinbach planen und vorbereiten, und an mögliche Kooperationspartner. Veröffentlichungen in verschiedenen Medien machen auf das Thema aufmerksam und bewerben gleichzeitig die Veranstaltungen zum Schwerpunktthema.

Die Bilanz der Teilnehmenden am Ende war durchweg positiv. Aus den Gesprächen und der abschließenden Reflexionsphase wurden viele Impulse mitgenommen und nun kann es daran gehen, die erarbeiteten nächsten Schritte in Handlungen umzusetzen. Wenn Sie genauer hinschauen wollen - die Ergebnisse des Kirchsalons finden Sie auch hier auf unserer Internetseite unter https://www.kath-oberursel.de/berichte/kirchsalon. Es war nun der dritte Kirchsalon in Steinbach und weitere sollen folgen. Wir werden hier und auf anderen Wegen dazu einladen. Vielleicht sind Sie dann mit dabei?