Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Und sie bewegt sich doch! Eindrücke von einer Diskussionsveranstaltung zum Synodalen Weg im Kulturcafé in Oberursel.

Von außen wird die katholische Kirche als starr und unbeweglich wahrgenommen. Viele Menschen kehren ihr den Rücken, da sie zweifeln, ob sich irgendwas ändern kann und wird. Gleichzeitig sind viele Reformprozesse in der deutschen katholischen Kirche angestoßen worden. Der synodale Weg ist einer dieser Prozesse, in dem eine synodale Versammlung von mehr als 200 Menschen darum ringt, wie die katholische Lehre zu reformieren ist. Zu diesem Thema hat die kath. Pfarrei St. Ursula Oberursel und Steinbach an Dienstag, dem 06. Dezember 2022, zu einer Diskussionsveranstaltung mit Pfarrer Dr. Werner Otto eingeladen. Pfarrer Otto, der aus Oberursel kommt und in Frankfurt die Pfarrei St. Bonifatius leitet, war vom Priesterrat des Bistums Limburg in die Synodalversammlung entsandt und konnte so auch vom Atmosphärischen dieses Ringens erzählen und darlegen, wie stark die Entscheidungen des synodalen Wegs die kath. Kirche ändern werden.

Der Ausgangspunkt für den synodalen Weg ist die Krise der katholischen Kirche, deren Ursache klar benannt werden muss. Im Grundtext des Forums, das am Thema „Macht und Gewaltenteilung“ arbeitet, heißt es:

„Wir haben verstanden, dass sich die Kirche schuldig gemacht hat. Wir haben verstanden, dass die Kirche massive sexualisierte Gewalt, sexuellen Missbrauch und spirituellen Missbrauch ermöglicht und vertuscht sowie die Täter:innen geschützt hat. Wir haben verstanden, dass die Ursachen dieser Fälle systemisch bedingt und mit der Struktur und der Lehre der Kirche verbunden sind. Wir haben verstanden, dass wir die systemischen Voraussetzungen für Missbrauch in der Kirche auflösen müssen. […] Die Kirche muss die Stimme derer hören, die in der Kirche vom Missbrauch ihrer Macht betroffen waren und sind. In ihnen wird nach dem Zeugnis der Hl. Schrift (Mt 5,1-12; Mt 25,31-46) die Stimme Christi vernehmbar.“

Vor diesem Hintergrund ändert sich die kath. Kirche: zukünftig binden sich mehr als 80% der deutschen Bischöfe an Prozesse, in denen gemeinsam beraten und entschieden wird. Solche Prozesse beinhalten Fragen der Pastoral-, Personal- und Finanzplanung und werden im Bistum Limburg im Diözesansynodalrat diskutiert und entschieden. Und ähnliches ist für die Pfarreien vorgesehen. Im Bistum Limburg werden als Ergebnis eines Transformationsprogrammes ab 2023 alle Leitungspositionen mit Doppelspitzen besetzt werden und die Regionen werden künftig in Limburg an allen Entscheidungen beteiligt sein.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Frage nach der Stellung der Frau in Diensten und Ämtern. Der beschlossene Text kehrt die jetzige Situation auf den Kopf. Es heißt: „Nicht die Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss von Frauen vom sakramentalen Amt.“

Und auch in Fragen der Homosexualität ändert sich die Kirche: es gibt eine neue Gleichstellungsordnung, die endlich ausschließt, dass Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierungen nicht in der Kirche arbeiten dürfen. Im Text des synodalen Wegs steht: „Jeder Mensch ist mit seiner Geschlechtlichkeit von Gott geschaffen und hat in diesem Geschaffensein eine unantastbare Würde.“

Die Diskussion im Kulturcafé war von großer Ernsthaftigkeit getragen. Und von der Hoffnung vieler Katholik:Innen, die in ihrer Kirche trotz allem nicht zuletzt wegen der Sakramente verwurzelt sind, dass sie sich doch bewegt – zumindest in Deutschland. Und dass die kath. Kirche diese Bewegung jetzt verbindlich beschlossen hat – dahinter ist kein Zurück, auch nicht von Rom aus.

H. Schwalbe

Weitere Informationen: https://frankfurt.bistumlimburg.de/thema/synodaler-weg-erklaert/