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Café Heiliger Geist

Was nach draußen durch die geöffneten Fenster drang, war ein energiegeladenes, attraktives Gemurmel, das den Wunsch wach werden ließ, doch mal hineinzugehen und zu schauen, was denn da los sei. – Es war das erste World Café der Pfarrei St. Ursula und wer den Raum betrat, hatte tatsächlich den Eindruck in einem gut besuchten Café zu sein: Viele Menschen, zu viert oder fünft an Tischen, gut versorgt mit Kaffee und Sonstigem, die sehr engagiert miteinander im Gespräch waren. Gut 60 Menschen aus Oberursel und Steinbach waren der Einladung gefolgt, einen Tag im Café Heiliger Geist in einen Dialog darüber zu kommen, wie ihre Visionen für die Kirche in Oberursel und Steinbach aussehen. „Kirche ohne Ende“ stand mehrdeutig auf der Einladung.

Für die allermeisten war die Methode eines World Cafés neu, aber nach der ersten Fragerunde gab es schon keine Berührungsängste mehr. Der Charme eines World Cafés ist, dass man aufgrund der kleinen Gesprächsgruppen in einen guten Dialog kommt, bei dem jeder und jede beiträgt und gehört wird. Man kommt mit vielen Menschen ins Gespräch, weil sich die Zusammensetzung an den Tischen alle ein bis zwei Fragerunden ändert. Und dieses gemeinsame Nachdenken, Zuhören und Reden hilft, dass die Kraft und Kreativität einer Gruppe zum Vorschein kommen kann. Wie eine Idee, wie die Lösung eines Problems aussehen könnte, das ist oft schon implizit in einer Gruppe vorhanden. Dass es sichtbar wird, macht der gemeinsame Dialog im World Café möglich.

Die ersten Runden galten dem Kennenlernen und der Frage, was uns an unsere Kirche in Oberursel und Steinbach begeistert. Jeder Tisch notierte die drei wichtigsten Punkte und brachte sie ins Plenum ein. Was dort gesagt wurde, wurde graphisch aufgezeichnet (graphic recording). Das so entstandene Bild gibt einen anschaulichen Eindruck von diesem ersten Teil.

Dann begann die Reise in die Zukunft. Aus der Perspektive des Jahres 2018 waren wir eingeladen, auf die Entwicklungen der letzten fünf Jahre zurückzuschauen und darüber zu reden, welche Entwicklungen uns da besonders am Herzen liegen. Durch einen Tischwechsel konnte man die Frage noch einmal mit anderen Menschen erörtern und erfuhr vom Gastgeber, von der Gastgeberin des Tisches, was dort dazu gesprochen worden war. Es galt sich auf die drei wichtigsten Entwicklungen zu einigen und sie ins Plenum einzubringen. (Wo stehen wir nach fünf Jahren erfolgreicher Entwicklung?) Es wäre wohl zuviel zu sagen, dass hier eine Gesamtvision für St. Ursula geboren worden wäre, aber Elemente einer Vision wurden allemal deutlich. Das war z.B. daran erkennbar, dass die Sprecher bzw. Sprecherinnen der Tische immer wieder sagten, dieses und jenes Stichwort sei schon gefallen und sie beschränkten sich jetzt auf das noch nicht Gesagte. Trotzdem war die Fülle groß und zunächst schien es so, als ob sich kaum eine Ordnung in die Vielfalt der Karten bringen ließe, aber unter der Beteiligung von vielen wurden zusammen mit dem Moderator Überschriften bzw. Entwicklungsbereiche gefunden.

STRAHLKRAFT, EIGENINITIATIVE, KOMMUNIKATION, ÖKUMENE, BEFÄHIGUNG, ORGANISATIONSSTRUKTUR, OFFENHEIT, LEBENDIGER SPIRITUELLER AUSTAUSCH, JUGEND, PHYSISCHE RÄUME SCHAFFEN, BEI DEN MENSCHEN SEIN – Damit waren die Thementische benannt, die den letzten Teil des World Cafés bestimmten. In der Pause hatte jeder Gelegenheit, seine drei Punkte zu kleben, um die verschiedenen Themen zu gewichten, so dass manche Entwicklungsbereiche an mehreren Tischen Thema war.

Was sich unter dem Stichwort „physische Räume schaffen“ verbirgt, war eine Idee, die in unterschiedlichen Variationen an mehreren Tischen gleichzeitig da war, und offensichtlich irgendwie „in der Luft lag“. Es ist die Idee eines Cafés, eines Raumes nah bei den Menschen, leicht zugänglich. Entweder in der Variante eines mobilen Cafés, das mal hier und dort sein kann, wo Menschen ohnehin zusammenkommen oder eben eines stationären Cafés mitten in der Stadt. Ein Ort, wo man immer jemand treffen kann, ohne Terminkalender, ein „Café Immer“ eben.

Nun begann der Teil, der die größte Herausforderung darstellte. Es galt zu überlegen, welche Schritte wir heute unternehmen könnten, um diese Entwicklung einzuleiten und was der eigene konkrete Beitrag dabei sein könnte. Auch da galt es wieder für das Plenum konkrete Ziele und Handlungsschritte zu formulieren.

Was dabei herauskam, war sehr vielfältig, und sehr unterschiedlich im Hinblick auf die Konkretisierung. „Wann fangen wir damit an?“ fragte jemand, und schob die Antwort: „Doch sofort“ hinterher. Dabei waren vor allem Qualitäten im Blick, die es zu leben gilt wie Offenheit, Wertschätzung, Achtsamkeit, Freiraum geben. Bei anderen Themen wurde deutlich, dass es gut gewesen wäre, vielleicht noch einen halben Tag mehr im Café Heiliger Geist zu haben. Zu komplex oder auch zu neu waren noch viele Felder, als dass gleich zu benennen gewesen wäre, wie man sich daran konkret und persönlich beteiligen kann. Aber es wurde durchaus schon deutlich, wer sich für welches Thema interessiert.

Was haben wir mit diesem Tag erreicht und wo geht es weiter?Menschen aus der gesamten Pfarrei St. Ursula sind in einen sehr lebendigen Dialog miteinander gekommen und haben Gleichgesinnte identifiziert. Jemand brachte es so auf den Punkt: Ich bin begeistert davon, wie viele nette und fähige und geistbegabte Menschen es hier in meiner Pfarrei gibt, mit denen ich gemeinsam unterwegs sein kann. Ziele sind in den Blick gekommen, aber eher noch als Horizont. Da gilt es jetzt noch konkreter zu werden, ggf. auch aus der Fülle der Ziele auszuwählen. Und dieser Prozess hängt sehr eng mit der Frage zusammen, wer in welchem Feld bei welcher Idee zum Akteur werden will.

Im Moment dauern Nachlese und Beratungen noch an. Der Pfarrgemeinderat wird am 6. November darüber beraten. Es war mehrfach Thema im Pastoralteam. Es zeichnen sich mehrere „Baustellen“ für die Zukunft ab. Wo zu konkret Schritten kommt, wird bald an dieser Stelle zu lesen sein.

Visisonstag des Kinder-Familien-Ausschuss

Inspiriert von den Ideen und Anregungen vom „Cafe Heiliger Geist“, das im September 2013 in der Pfarrei St. Ursula stattgefunden hatte, lud der Kinder-Familien-Ausschuss St. Ursula zu einem Visionstag ein, um miteinander über eine familienfreundliche Pfarrei nachzudenken. Eltern, Lehrer/Innen, Erzieherinnen, Gemeindemitglieder, Angehörige des Kinder-Familien-Ausschusses und pastorale Mitarbeiter/Innen haben gemeinsam nachgedacht, kreativ gearbeitet und sich intensiv ausgetauscht. An diesem Tag haben unsere Träume im wahrsten Sinne des Wortes Form und Farbe angenommen und es sind vier große Traumbilder entstanden. Im Abschlussgespräch war uns allen klar, wir haben heute viel geschafft, aber das alles ist gerade mal der Anfang. Es müssen Viele an der weiteren Entwicklung beteiligt sein. Es darf nichts Statisches entstehen, sondern muss dynamisch und veränderbar bleiben. Grundlage und sichtbarer Dreh-und Angelpunkt des Ganzen soll unser christlicher Glaube sein, wir wollen für und mit den Familien in Oberursel und Steinbach diesen Weg gehen.

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Was im November bei dem Visionstag begonnen hat, ist mittlerweile konkreter geworden. Unsere Pfarrei hat sich beim Bistum Limburg als Modellstandort für Familienpastoral beworben und ist ausgewählt worden für das Projekt: „Netzwerk-Familienpastoral“. Seit einigen Monaten werden wir vom Dezernat Kinder, Jugend und Familie des Bistums Limburg durch Edwin Borg begleitet und versuchen nun, unsere vielen Ideen, Ansätze und Träume in zwei Projekten exemplarisch auszuprobieren und mit den Menschen vor Ort zu erleben, ob eine gemeinsam geträumte Kirche wahr werden kann.

Das eine Projekt beschäftigt sich mit der Grundschule, die zunehmend als Lebensraum unserer Kinder wahrgenommen wird. Die Schule ist ein Ort, an dem (fast) alle Kinder ( im Grundschulalter) eines Einzugsgebietes täglich anzutreffen sind. Kinder und Eltern unterschiedlichster Herkunft, Interessen, Bildung… haben Kontakt untereinander. Die Schule ist ein vertrauter Ort und gehört zum Alltag der Familien. Die Lehrer und Lehrerinnen erleben zurzeit einen Rollenwandel, immer mehr Aufgaben und Anforderungen werden an sie herangetragen. Auch in der Grundschule beherrschen zunehmend Leistung, Stress, Hektik und Druck den Alltag von Kindern, Eltern und Lehrern. Können wir gemeinsam mit Eltern und dem Lehrerkollegium Formen entwickeln, die in diesem Schulalltag für alle zu „Ruheinseln“ werden, zu Begegnungsorten ohne Leistungsdruck? Haben wir als Kirche noch andere Werte und Maßstäbe anzubieten als unsere Leistungsgesellschaft uns suggeriert? Wir sind motiviert und gespannt, uns gemeinsam auf den Weg zu machen und Formen von Schulpastoral in der Grundschule exemplarisch auszuprobieren. Als Modellstandort angedacht haben wir die Dornbachschule in Oberursel/Oberstedten. Wer Interesse hat, in diesem Projekt mitzuarbeiten, kann sich bei Adrian Späth, adrian.spaeth@web.de, melden.

Das andere Projekt befasst sich mit „Begegnungsorten und –anlässen“ für Familien. Viele Fragen sind noch offen, viele Ideen und Bilder sind schon in unseren Köpfen entstanden (ein Elterncafe, ein ständiger Spielplatztreff, oder….?). Ob „Ort“ einen konkreten Platz meint oder auch eine mobile Kontaktstelle sein kann, ist noch offen. Ob ein Schwerpunkt das generationenübergreifende Miteinander sein wird, ob Begegnung und Beratung miteinander verbunden werden sollen, all das und noch vieles mehr, ist noch zu entwickeln. Die Gruppe wird in den nächsten Wochen versuchen zu klären, in welcher Form und wo eine Begegnungsmöglichkeit in unserer Pfarrei neu entstehen soll. Wer Interesse hat, in diesem Projekt mitzuarbeiten, kann sich bei Carsten Treber, CarstenTreber@freenet.de, melden.
Elke Peglow

Wie es dazu kam
Am 21. September 2013 fanden sich gut 60 Personen im Café Heiliger Geist zusammen, um über die Zukunft der Kirche in Oberursel und Steinbach in einen Dialog zu kommen. Die Idee für ein World Café war im Herbst 2012 im Pfarrgemeinderat vorgestellt worden. Nachdem die Pfarreiwerdung auf der strukturellen Ebene abgeschlossen war, war die Zeit gekommen, sich wieder mehr mit Inhalten zu beschäftigen. Die Methode eines World Café schien die geeignete Methode zu sein, um möglichst viele Menschen gleichzeitig in einen Dialogprozess darüber zu bringen. Der Pfarrgemeinderat befürwortete die Idee und eine Vorbereitungsgruppe machte sich daran, die Veranstaltung vorzubereiten.

Wer wurde eingeladen
Nach einigen Überlegungen entschied sich die Vorbereitungsgruppe zu persönlichen Einladungen. Auch aus der Erfahrung heraus, dass viele Menschen über die normalen Informationswege wie Pfarrbrief oder Flyer nicht erreicht werden oder sich nicht angesprochen fühlen. Aber wer sollte eine Einladung bekommen? Aufgrund der Café-Idee war bald die Rede von Gästen und von Stammgästen. Stammgäste, das sind die Menschen, die in den Strukturen der Pfarrei St. Ursula etabliert sind: Mitglieder des Pfarrgemeinderates, des Verwaltungsrates, des Pastoralteams. Vertreter und Vertreterinnen aus Orts- und Sachausschüssen. Und die anderen Gäste? Die Idee war, möglichst verschiedene Menschen für diesen Dialogprozess zu gewinnen: Jüngere und Ältere, Alteingesessene und Zugezogene, Neulinge und Erfahrene, Männer und Frauen, Menschen in verschiedenen Lebensphasen, Menschen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen beruflich verortet sind. Die Mitglieder des Pastoralteams und Mitglieder der Vorbereitungsgruppe machten zahlreiche Vorschläge, so dass ca. 160 Personen eingeladen wurden. Gut 60 Personen konnten es dann möglich machen, an diesem Tag dabei zu sein.

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