2025: 1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nicäa
Getauft wurde in der Christenheit schon immer „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes“. Nur darin, was das denn genau bedeuten solle, darüber war (und ist!) man sich
alles andere als einig. 2025 sind es nun 1700 Jahre, dass zum ersten Mal ein ökumenisches Konzil ein
ausführliches, verbindliches Glaubensbekenntnis formuliert hat. „Ökumenisch“ hieß dabei, dass alle
Bischöfe des Erdkreises dazu eingeladen waren. Das gemeinsame Ringen um die besten
Formulierungen war damit noch lange nicht vorbei. Tatsächlich ist jenes Credo, das wir heute meist
in der Messe beten, erst ein halbes Jahrhundert später so entstanden. Aber bis heute ist das
Bekenntnis von Nicäa dasjenige, das auch die altorientalischen Kirchen anerkennen und welches
damit das prinzipiell verbreitetste ist.
Besonders umstritten war damals, wie man die Sohnschaft Jesus Christi verstehen sollte. War der
Mensch Jesus (nur) das vornehmste Geschöpf Gottes, wie der Priester Arius lehrte? Dagegen brachte
eine große Mehrheit der Bischöfe auf dem Konzil einen anderen philosophischen Begriff in Stellung:
Der Sohn sei „eines Wesens“ (homoousios) mit dem Vater. Nur wenn Gott selbst wirklich Mensch
geworden ist, können wir von Erlösung sprechen, war ihr Argument.
So lehrt es die Kirche bis auf den heutigen Tag. Und doch stellen sich die großen Fragen in jeder
Generation, in jeder Zeit neu: Wer ist Gott? Und wie können wir überhaupt von ihm wissen? Wie
geht das zusammen, dass Jesus ein wirklicher Mensch auf dieser Welt gewesen ist und gleichzeitig
Gottes Sohn ist – von allem Anbeginn und bis in Ewigkeit? Wie können wir Gottes Wirken in unserer
Gegenwart erfahren? Was bedeutet es, wenn wir vom Heiligen Geist sprechen?
Manchmal wünsche ich mir die Leidenschaft der damaligen theologischen Debatten auch für unsere
Zeit. Es geht da ja nicht um Spitzfindigkeiten, sondern um die Wurst! Das Geheimnis unsres Glaubens
– nichts weniger!
Andreas Unfried