Alles Windhauch - was bleibt schon?
2013-06-23 22:14:28
Alles Windhauch - was bleibt schon?Für Veronika gibt es keinen Grund zu leben. So beschließt sie, sich zu vergiften. In seinem Buch „Veronika beschließt zu sterben“ beschreibt Paulo Coelho diese unglückliche, junge Frau, die erst angesichts des Todes entdeckt, wie schön das Leben sein kann. Veronika überlebt den Selbstmordversuch, muss aber damit leben, dass das Gift eine schwere Herzschädigung, die zum plötzlichen Tod führen kann, hervorgerufen hat. In der psychiatrischen Klinik, in der sie behandelt wird, verliebt sie sich und türmt schließlich. Der behandelnde Arzt kann ihr nicht mehr mitteilen, dass sie eigentlich mittlerweile geheilt ist. Beim Nachdenken darüber kommt er zu dem Schluss: „Sie würde jeden Tag wie ein Wunder empfinden – was er ja letztlich auch war, wenn man alle Unwägbarkeiten unseres zerbrechlichen Lebens mit in Betracht zieht.“In der ersten Lesung am Sonntag, den 4. August kommt der Weisheitslehrer Kohelet im 3. Jahrhundert vor Christus bei seinem Streifzug durch die Welt auch zu dem ernüchternden Ergebnis, dass das ganze Leben letztlich „Windhauch“ sei. Nichts bleibt, so sehr man sich auch dafür angestrengt haben mag. Das „Geschäft“ des Menschen besteht „nur aus Sorge und Ärger selbst in der Nacht“. Und angesichts des Todes ist alles flüchtig und das Unrecht siegt. Ein deprimierender Blick auf das Leben und doch findet er sich in der Bibel. Vielleicht deshalb, damit vor diesem Hintergrund die wertvollen Momente des Lebens um so gewichtiger erscheinen. In jedem dieser flüchtigen Momente lässt sich auch eine Spur Gottes entdecken. So wird Kohelet später bemerken, dass Gott „die Ewigkeit in alles hineingelegt“ hat (3,11). Und die einzige Chance auf Glück besteht darin, dies zu entdecken und sich im Augenblick zu freuen. Sollte dies gelingen, so meint Kohelet, ist das ein (unverdientes) Geschenk Gottes. Ich wünsche Ihnen gerade in der Ferienzeit viele solcher geschenkten, wunderbaren und wertvollen Momente!Und übrigens: Coelhos Buch ist unter dem gleichen Titel anrührend von Emily Young verfilmt worden.Ihr Mathias Wolf.