Alte Johanneskirche in Weißkirchen
2009-05-26 21:29:33
Ein wenig versteckt steht sie hinter dem alten Schulhaus in Weißkirchen: die Johanneskirche. Seit einem Brand in den 60er Jahren ist sie Ruine. Fast 700 Jahre war sie Pfarrkirche. Unzählige Menschen gingen sonntags zum Gottesdienst, wurden hier getauft, gingen zur Kommunion, wurden gefirmt oder haben hier geheiratet und wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts sogar um sie herum begraben. Diese Kirche war und ist für viele Menschen ein besonderer Ort. Heute ist sie eine Kirche ohne Dach. Der Blick ins Firmament ist unverbaut. Der zum Himmel hin geöffnete Blick wirkt ein wenig wie die Deckenfresken der Barockzeit, die die Aufmerksamkeit des Betrachters ganz in die Vertikale locken wollen. Kirchen sollen genau dies: den Horizont weiten und den Spürsinn für die Tiefendimension des Lebens wecken. Es gibt Orte in dieser Welt, die holen den Himmel auf die Erde. Es gibt Momente in unserem Leben, die weisen im Glück oder Unglück weit hinaus über diese Welt.Wir Menschen brauchen jenseits aller Zweckmäßigkeit und Geschäftigkeit solche besonderen Orte und Momente, sonst wird unser Leben flach und leer. Hermann Hesse beschrieb es treffend in einem Gedicht: Flach sei die WeltDie ewig Unentwegten und NaivenErtragen freilich unsre Zweifel nicht.Flach sei die Welt, erklären sie uns schlicht,und Faselei die Sage von den Tiefen.Denn sollt es wirklich andre DimensionenAls die zwei guten, altvertrauten geben,wie könnte da ein Mensch noch sicher wohnen,wie könnte da ein Mensch noch sorglos leben?Um also Frieden zu erreichen,so laßt uns eine Dimension dann streichen!Denn sind die Unentwegten wirklich ehrlich,und ist das Tiefensehen so gefährlich,dann ist die dritte Dimension entbehrlich.Vor 125 Jahren wurde die Johanneskirche für die wachsende Bevölkerung Weißkirchens erweitert. Aus Anlass dieses Jubiläums wird am 5. Juli morgens um 11 Uhr der Gottesdienst in der Johanneskirche gefeiert. Der Tag klingt aus mit einem Konzert mit Barockmusik um 19 Uhr in der Kirche. Gönnen Sie sich an diesem Tag den Blick zum Himmel!Mathias Wolf, Diakon