An einen Frühlingstag ging sie am Rhein spazieren.
Es war kalt gewesen. Dicht am Ufer war das Wasser gefroren.
Zu Eis erstarrt. Jetzt aber schien die Sonne.
Aus Millionen von Kilometern Entfernung schickte sie ihre Strahlen.
In der Wärme begann das Eis zu schmelzen. Es löste sich auf, wurde flüssig.
Und das befreite Wasser wurde eins mit den Wellen des Flusses. Wurde eins mit der Luft und stieg auf zu den Wolken. Wo war das Eis geblieben? Wohin floss das Wasser? Wohin stieg der Dampf. Sie fragte sich:
Wohin gehe ich, wenn ich einmal gehe? Wenn sich dieser Körper auflöst?
Kann es sein, dass dieser Körper nur eine Hülle ist, ein Aggregatszustand wie das Eis? Ein Gewand, das ich trage? Das ich abstreife, wenn es alt ist? Kann es sein, dass ich im Tod verwandelt werde? Befreit von einer fernen Sonne, die mir ihre Strahlen zuwendet? Kann es sein, dass mein Leben flüssig werden wird? Dass ich fließen werde in den Ozean der Liebe. Kann es so sein?
Dieser Text von Pater Helmut Schlegel passt für mich. Sind es doch die Fragen der
Kar- und Ostertage. Jesus, auferstanden von den Toten!? Ob der Tod das Ende ist
oder ob es die Auferstehung gibt, fragt sich die Menschheit,seit es sie gibt. Es gibt
viele Antworten: Ja oder Nein. “Vielleicht”. Selbst im frommen Judentum gab es
heiße Diskussionen: Die Pharisäer glaubten an die Auferstehung, die Sadduzäer
nicht. Diese wollten mit Jesus debattieren: Glaubst du an die Auferstehung oder
glaubst du nicht? Eine Fangfrage. Und Jesus? Was er sagte, schrieb Lukas im 20.
Kapitel ab Vers 27 seines Evangeliums auf. Und er macht sich die Antwort nicht
leicht. Er führt keine Beweise an. Keine Argumente. Er weiß: Wir haben nur die
Liebesgeschichten, die uns die Bücher erzählen. Die Liebesgeschichte Gottes mit
Abraham und Sara, mit Mose und Mirjam, mit Maria und Josef. Und die
Liebesgeschichte Gottes mit ihm, Jesus. Diese Liebesgeschichte mit Gott tröstet
und trägt uns. Noch im Tod sagst du zu ihm: In deine Hände gebe ich mein Leben!
Anita Novotny, Gemeindereferentin