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Ausfegen und Umkehren

2010-09-12 20:34:18

Ausfegen und UmkehrenVon Kerstin Kilb (Pastoralreferentin)Liebe Lesenden,im Sonntagsevangelium dieser Woche hören wir von der Freude über das Wiederfinden von etwas oder jemandem, der verloren schien. Gleich drei Gleichnisse („vom verlorenen Schaf“, „vom verlorenen Sohn“, „von der verlorenen Drachme“) beleuchten verschiedene Aspekte dieser Freude, wobei das letztgenannte Gleichnis vermutlich das am wenigsten bekannte sein dürfte. Aber ein genauer Blick darauf lohnt:Einleitend wird erwähnt, dass sich Zöllner und Sünder um Jesus drängen, weil sie ihn hören wollen. Sie sind auch dabei, wenn Jesus die Gleichnisse erzählt, obwohl er sie eher an die Pharisäer richtet, weil diese nicht gerade freudig reagieren, wenn sie hören, dass ausgerechnet Sünder zur Gemeinschaft mit Gott berufen sind. Jesus will die Herzen der Pharisäer berühren und sie mit der Freude über die Umkehrer anstecken. Dazu erzählt er ihnen von Gottes Sehnsucht. Die zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Hl. Schrift und passenderweise hören wir davon auch in der Tageslesung aus der Exoduserzählung. Gottes Liebe hat Sehnsucht nach dem Menschen, denn Liebe strebt immer nach einem Gegenüber und ist sich nicht selbst genug. Deshalb hat Gott die Welt geschaffen und ein Volk berufen. Selbst als das Volk in der Wüste murrt und ein goldenes Kalb gießt, ist seine Sehnsucht ungebrochen und er lässt Güte walten – gerade auch denen gegenüber, die gesellschaftlich außen vor sind.Gott sucht eifrig und hat Geduld darin – so wie die Frau im Gleichnis im Bezug auf ihre Drachme! Gottes Freude über einen Einzelnen, der (wieder) zur Gemeinschaft oder zur Ganzheit, findet ist riesig – größer als über alles andere und sie zieht weite Kreise! Die gute Nachricht lautet: Jede und jeder darf sich finden lassen!! Es gibt keine Tat, keinen Zeitpunkt und keine Lebenssituation, die es mir verbieten könnten mich Gott zuzuwenden und „heil“ oder „ganz“ zu werden. Ich muss gerade nicht perfekt (also, im Bild des Gleichnisses gesprochen, „im Besitz aller zehn Drachmen“) sein, um vor Gott zu treten. Ganz im Gegenteil! Denn genau dort, wo ich mich unvollständig, unperfekt, verletzt oder schuldig fühle, da ist es Gott, der mich zu sich einlädt. Es kann sehr wohl sein, dass ich dafür die eingeübte und eingeschlagene Richtung meines Lebens ändern muss, aber die Liebe und Sehnsucht Gottes richtet sich auf jeden einzelnen von uns und verheißt Freude im Himmel über jeden, der sich besinnt und umkehrt! Auch für uns kann die Verheißung dieser Freude Anlass sein, mal wieder in die „dunklen Ecken“ des eigenen Lebens hinabzusteigen und „auszufegen“. Ich möchte Sie einladen, sich in dieser Woche einmal bewusst von der Sehnsucht Gottes anstecken zu lassen und nach der Ganzheit (Fülle) Ihres Lebens zu suchen. Vielleicht werden Sie auf manch Verstaubtes, auf Lücken oder Unansehnliches stoßen. Aber nur so können wir die Begegnung mit unserem Gott erfahren, der sucht, was verloren ist, weil er liebt. ER wird Teil haben lassen an seiner Freude: die Engel im Himmel und genauso die menschlichen Umkehrer!