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„Betet für mich!“

2016-09-18 13:33:28

„Betet für mich!“Es sind vor allem diese Worte, die mir in Erinnerung geblieben sind, als der frisch gewählte Papst Franziskus vorgestellt wurde und zum ersten Mal zu den Menschen auf dem Petersplatz und darüber hinaus gesprochen hat. Und es war keine Floskel. Er hat sich tatsächlich niedergekniet oder sich gebeugt (das erinnere ich nicht mehr so genau) und einen Moment der Stille gelassen, um diesem Beten Raum zu geben. Heute wird unser neuer Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Beten wir für ihn! Heute und immer wieder. Was könnten wir Schöneres und Besseres für ihn tun? - Beten reicht doch nicht, wird vielleicht jemand einwenden. Ein Bischof braucht Menschen mit Tatkraft und Mut, die ihn unterstützen. Er braucht Menschen, die sich mit ihm auf den Weg machen, die Zukunft von Kirche zu gestalten. Er braucht Menschen, die als Kinder Gottes selbstbewusst ihren Glauben leben in dieser Welt und davon reden; die Evangelium und Existenz immer wieder neu und lebensbedeutsam in Verbindung bringen. Ja, stimmt. Solche Menschen braucht er, um für die Menschen (und damit sind dann nicht nur die Katholiken und Katholikinnen gemeint) ein guter Bischof sein zu können. Beten reicht nicht, aber es ist unersetzlich und unser kostbares Fundament. „…die wahre Gemeinde entsteht nicht dadurch, dass Leute Gefühle füreinander haben (wiewohl freilich auch nicht ohne das), sondern durch diese zwei Dinge: dass sie alle zu einer lebendigen Mitte in lebendig gegenseitiger Beziehung stehen und dass sie untereinander in lebendig gegenseitiger Beziehung stehen. Das zweite entspringt aus dem ersten, ist aber noch nicht mit ihm allein gegeben. Lebendig gegenseitige Beziehung schließt Gefühle ein, aber sie stammt nicht von ihnen. Die Gemeinde baut sich aus der lebendig gegenseitigen Beziehung auf, der Baumeister ist die lebendige wirkende Mitte.“Das schreibt Martin Buber in „Ich und Du“. Er hat da gar nicht die christliche Gemeinde oder die Kirche im Sinn. Gleichwohl passt es für uns sehr gut und für uns können wir die lebendig wirkende Mitte auch mit einem Namen benennen: Jesus Christus. Der Baumeister der Kirche ist Christus selbst, nicht wir, nicht der Bischof. Wir bauen mit. Sollen mitbauen. Mit Freude und Leidenschaft. Mit all unserer Kraft und Kreativität und all unserer Unterschiedlichkeit. Das wird mal in großer Übereinstimmung sein, und das wird auch mal knirschen. Auch die Amtszeit von Bischof Georg wird nicht ohne Konflikte sein. Das ist Teil unseres Lebens. Wenn wir uns nur immer wieder darauf besinnen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und dass wir uns ausrichten auf unsere gemeinsame lebendige Mitte. Diese Beziehung dürfen wir um keinen Preis vernachlässigen. Jesus sagt das einmal so: Ich bin der Friede unter euch! Das ist ernst gemeint. Und es ist gut so. Es hängt eben nicht von uns, unseren Beziehungen untereinander und unseren Gefühlen ab. Und wenn wir beten, wird uns das so heilsam klar. In der zweiten Lesung (1. Brief an Timotheus) vom heutigen Sonntag steht tatsächlich auch die Aufforderung zum Gebet: Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können.Beten wir für unseren neuen Bischof Georg! Beten wir füreinander!Susanne Degen