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Brunnenfest in Oberursel

2016-05-18 22:52:07

An diesem Wochenende ist wieder das Oberurseler Brunnenfest. Wie jedes Jahr wird zwischen den Brunnen vier Tage lang auf den Gassen der Oberurseler Altstadt gefeiert. Alt und Jung sind auf den Beinen. Auch mir gefällt das lebendige Treiben an den vielen Ständen. Man trifft sich, hält ein Schwätzchen und kehrt ein. Beim Brunnenfest treffe ich Leute, die ich sonst oft nur im Vorbeigehen flüchtig grüßen kann.Oberursel ist eine Stadt des Wassers und der Brunnen. An vielen Stellen stehen in der Altstadt Brunnen. Sie geben der Stadt ein besonderes Flair. Das Wasser von den Taunushängen war früher die Lebensader der Stadt. Selbst im Sommer waren die Bäche gut gefüllt und viele Mühlen wurden mit der Kraft des Wassers angetrieben. Heute kommt das kühle Nass aus der Leitung. Aber die sprudelnden Wasser der Brunnen auf den Straßen und Plätzen beleben noch immer die Stadt und ihre Menschen.Wasser hat auf Menschen schon immer eine besondere Faszination ausgeübt. Wo Wasser sprudelt, da spüren Menschen eine besondere Kraft. Sie kommen zusammen und schöpfen das kühle, erfrischende Nass.In der Bibel erzählen davon viele Geschichten. Eine berichtet, wie Jesus in der Hitze des Mittags an den alten Brunnen des Jakob kommt und dort eine fremde Frau trifft. Die Frau kommt aus Samarien. Als Mann durfte er mit dieser Ausländerin eigentlich keinen Kontakt haben. Und doch spricht er sie an und bittet um Wasser, denn er hat selbst kein Schöpfgefäß dabei. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch.Erst geht es ums Wasser und den Durst, aber dann wird das Gespräch immer intensiver. Das Lebensschicksal der Frau wird Thema und schließlich unterhalten sich beide auch noch über Gott. Am Brunnen reden die Samariterin und Jesus über Gott und die Welt. Die beiden halten aber nicht nur einen netten Plausch. Das Gespräch verändert auch beide. Die Frau erkennt im Fremden den ersehnten Messias und Retter. Und Jesus überwindet seine Scheu und Distanz zu dem fremden Volk der Samariter. Er lässt sich im Anschluss sogar von ihnen für einige Tage als Gast einladen.Für mich ist diese Begegnung am Brunnen faszinierend: Denn es ist eine Verwandlungsgeschichte: Jesus und die Frau werden durch ihre Begegnung andere Menschen. Sie lassen sich gegenseitig teilhaben an ihrem je eigenen Leben und ihren Gedanken. Das lebendig sprudelnde Wasser des Brunnens lässt Grenzen des Fremden fließen.In Oberursel haben wir das in den letzten Monaten an vielen Orten erfahren: Flüchtlinge, die als Fremde kamen, haben Aufnahme und Hilfe gefunden. Viele persönliche Kontakte sind entstanden und Distanz wurde überwunden.Beim Brunnenfest in Oberursels Altstadtgassen lässt sich das in diesem Jahr sicher auch wieder beobachten: Die Scheu vor dem Fremden wird überwunden. An diesen Tagen ist zwischen dem sprudelnden Wasser der Brunnen dazu wieder die beste Gelegenheit.Mathias Wolf, Diakon