Christkönig
1925 vor einhundert Jahren führte Papst Pius XI. das Hochfest „Christkönig“ in den Festkalender der Kirche ein.
Nur wenige Jahre vorher waren die großen Königshäuser Europas in Folge des Ersten Weltkriegs untergangen. Anlass damals war die 1600. Wiederkehr des Konzils von Nizäa. Papst Leo wird in den nächsten Tagen jenen Ort in der heutigen Türkei besuchen, wo damals dieses Konzil stattfand.
Könige und Königinnen gibt es heute nur noch wenige. Aber Mächtige gibt es und ihr Gebaren ist oft wenig von dem königlicher Herrscher der alten Zeit unterschieden.
„Man braucht Sprechstunden und besondere Leute, um vorgelassen zu werden zum König. .... Arme und nichtadelige Leute dürfen erst gar nicht zu ihm gehen... Man muss andere fragen, dass sie ihm etwas ausrichten. Und das sind Leute, die dem König nicht die Wahrheit sagen, weil sie sich nicht trauen. Denn sie haben Angst, dass er sie bestraft.“So beschreibt Teresa von Avila (1515-1582)die Erfahrungen mit den Herrschern zu ihrer Zeit.Und weiter bemerkt sie, dass sie «Autoritätsprothesen» brauchen wie Krone, besondere Kleider oder einen Hofstaat, damit man sie als Könige erkennt. „Auch wenn der König noch so gern als König erkannt werden möchte, wird man ihm nicht glauben, da er nicht mehr darstellt als die anderen“ bemerkt sie.„Majestät“ wurden diese Könige angesprochen - übersetzt: „Höchster, Mächtigster“.
Teresa von Avila nennt jemanden anderen „meine Majestät“: Jesus. Überall in ihren Büchern und Briefen steht für Jesus das Wort „Majestät“. Für sie ist Jesus der König – niemand sonst. Sie spricht davon, dass dieser König keine Waffen braucht sein Reich zu schützen; er braucht keine Diener, die entscheiden, wer mit ihm sprechen darf.Jesus ist ein König der ganz anderen Art. Edle Kronen oder Gewänder, einen Hofstaat – all das hat er nicht nötig. Im Gegenteil - beim Blick auf das Kreuz erkennen wir: Seine Majestät, der König ist nackt! Er ist ein Mensch wie wir. Einzig eine Dornenkrone und die Tafel mit den Buchstaben INRI („Jesus, König der Juden“) verraten, dass er ein König ist.
Welch ein Kontrast zu den Mächtigen früherer und heutiger Tage!
In seiner Majestät Jesus Christus kommt Gott uns wirklich auf menschliche Weise nah. Da ist keine Distanz. Im Grunde hatte dies das Konzil von Nizäa damals als wesentliches Element des christlichen Glaubens festgeschrieben.
Das Fest Christkönig erinnert daran: Jesus Christus ist wirklich eine „Majestät“ – für uns und uns ganz nah. In jedem Moment unseres Lebens können wir zu ihm kommen. Jedes Seufzen, jedes Luftholen, jede stille Träne kann ein Gespräch mit ihm sein. Jede leise Freude, kann ein Dank an ihn sein.
Wir müssen nur so kühn sein und uns trauen.Seine Majestät, der König Christus, weist uns nicht ab.
Mathias Wolf, Diakon