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CRUCIFIXUS

2007-04-01 12:10:36

Ein Osterweg mit Johann Sebastian Bachs „Hoher Messe in h-moll“ – Teil 1Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato,passus et sepultus est. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,hat gelitten und ist begraben worden.Mit dem Palmsonntag beginnt die Schilderung vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu. Man kann zu diesem Weg Jesu vom Tod zum Leben eine Predigt komponieren – oder über sie predigend komponieren. Johann Sebastian Bach tat dies in der Messe in h-moll, die sein ganzes Werk noch einmal in großartiger Weise zusammenfasst. Ich möchte sie in den kommenden Wochen einladen, den Weg Jesu – so wie Bach ihn uns ausdeutet – anhand von 3 Abschnitten des Credos mitzugehen. Vielleicht haben sie die Möglichkeit, sich die „Hohe Messe in h-moll“ anzuhören, aber auch ohne ein Mithören ist der Weg mitzugehen.Im Crucifixus-Chor zieht durch alle Stimmen des Chores der klagende Ruf „crucifixus – er wurde gekreuzigt“, in wenigen fallenden, getragenen Tonschritten. In ihm ist alle Trauer, alles Mitleiden des Komponisten zu spüren. Das Herabbeugen Jesu hinein in unsere Welt, die Erniedrigung des Gottessohnes findet seinen Ausdruck im schmerzvollen Hinabsteigen der Melodie. Und dann, im vorletzten Takt, wenn der Chor nur noch ganz leise, fast unhörbar singt, passiert das Unglaubliche: Die Musik wendet sich in einen heiteren Dur-Klang, die Musik bekommt etwas himmlisch schwebendes – und wird immer leiser, fast unhörbar. Und da stellen sich dann natürlich Fragen...- Wie ist diese Wende zu verstehen? - Warum am Tiefpunkt des Weges Jesu ein solch heiterer Klang? - Hält Bach es nicht aus, „seinen Jesus“ im Grab zu sehen? - Kann eine Grabesruhe so hell gestimmt sein? Es ist ja nicht ein Sterben nach einem erfüllten, langen Leben, sondern nach einem langen, qualvollen Tod am Kreuz. Vielleicht beschreiben diese letzten Töne des Crucifixus-Chores das Geheimnis der Auferstehung. Die Musik glänzt von innen heraus und sagt: Was da passiert, ist letztlich unfassbar! Und da kommt das ganz normale Leben ins Spiel. Oft vollzieht sich auch da die Wende vom Tod zum Leben nicht laut tönend und schnell, sondern behutsam und leise.Welche Antwort finden sie auf diese Wende vom schmerzvollen Leiden hin zu diesem zarten, hellen Ende des Leidens und Sterbens Jesu? Ich lade sie ein, diesen „Osterweg mit J. S. Bach“ in den nächsten beiden Wochen mitzugehen, durch das „Et resurrexit“ hindurch hin zum „Et in spiritum sanctum“!Eine CD-Empfehlung: Johann Sebastian Bach, Messe in h-moll BWV 232, Balthasar-Neumann-Chor, Freiburger Barockorchester, Thomas Hengelbrock, Harmonia mundi Deutschland, 1996.