„Danke wofür? – Trotzdem danke!“

Der Sommer geht zu Ende. Im Kalender steht „Erntedank“.
Viele können in diesem Jahr keine große Ernte einfahren, sondern müssen mit empfindlichen Einbußen rechnen. Für welche „Ernte“ also danken?

Ich habe in diesem besonderen Jahr vieles unverhofft geerntet, was ich gar nicht ausgesät hatte: Das Miteinander, die Gemeinschaft war anders - zuhause, unter den Nachbarn, aber auch bei den vielen Videokonferenzen. Bei aller Unsicherheit und Distanz habe ich auch eine besondere Nähe und Solidarität gespürt.

Auch die Kirche ist anders geworden. Es gab keine Gottesdienste und solche in einer anderen als der gewohnten Form. Gebetet wurde trotzdem. Ich habe auch manchen Gottesdienst in seiner einfachen, reduzierten Form viel intensiver als sonst erlebt. 
Und dann war da diese wunderbare Stille auf der Straße und am Himmel und die vielen Spaziergänge und Radtouren durch die Natur.
Für all diese Erfahrungen kann ich nur „Danke“ sagen.

Erntedank ist für mich in diesem besonderen Jahr: Innehalten und schauen was ist. Was habe ich entdeckt, was mir wichtig geworden ist? Welche neue Kraft habe ich gefunden? Was habe ich vermisst? Aber auch: Was habe ich nicht vermisst? Was brauche ich gar nicht?
Diese Zeit der Krise hat vieles frei gelegt und offenbart, was vorher nur so gerade eben funktioniert hat. Was vorher kriselte ist in dieser Zeit krasser sichtbar gewesen.
Erntedank 2020 – das könnte auch den Mut bedeuten, Dinge loszulassen und anders nach vorne zu schauen.
 

Mathias Wolf, Diakon