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Das Volk drängte sich um ihn und wollte das Wort Gottes hören

2013-02-09 13:06:07

Das Volk drängte sich um ihn und wollte das Wort Gottes hören. – Ja, damals, in jener Zeit, am See Gennesaret. Da war die Welt noch in Ordnung. Da lief die Sache. Aber heute. Am Sonntag braucht man nicht drängeln; eine Bank für sich allein ist je nach Größe der Kirche durchaus drin. Das Volk läuft jedenfalls woanders hin, und selbst das Kirchenvolk bleibt – so sagen uns die Statistiker und Soziologen – immer mehr fern. Die Zahl der Katholiken und Katholikinnen, für die das Sonntagsgebot Relevanz hat, ist klein geworden. Ich war diese Woche auf einer Tagung mit dem Titel „Verlorenes Christentum?!“. Der Vortrag des Soziologen war mehr als ernüchternd. Die Situation der katholischen Kirche hat er unter dem Blickwinkel der Krise analysiert, elf verschiedene hat er ausgemacht. Aber man braucht nicht unbedingt den Soziologen und die einschlägigen Studien. Viele, die sonntags in die Kirche gehen, nehmen wahr, was sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat und nehmen vielleicht auch schmerzlich wahr, dass die eigenen Kinder oder die gleichaltrigen Freunde die eigene religiöse Praxis nicht teilen. - Verloren?! Das Volk drängte sich um ihn und wollte das Wort Gottes hören. – Da wollen Menschen etwas. Deshalb sind sie da, nicht weil sie müssen, nicht weil es eine Konvention gibt. Die, die sich sonntags aufmachen, um mit anderen Gottesdienst zu feiern, die wollen das auch. Und es gibt Menschen, die durchaus das Wort Gottes hören wollen, aber deren Ort nicht der Sonntagsgottesdienst ist. Über die Kraft und die Dynamik des Wortes Gottes muss man sich eigentlich keine Sorgen machen. Dass das so ist, da bestärken mich Erfahrungen, die Menschen machen, wenn sie sich auf die Bibel einlassen. So eine Frau, die in einem freiwilligen Ausbildungszusammenhang mit anderen ein paar Geschichten aus der Bibel intensiver kennenlernt und dann sagt: Ich kann es gar nicht fassen. Das ist meine Geschichte, das ist mein Buch. - Gefunden!?Nein, sie wird jetzt nicht sonntags in den Gottesdienst kommen und nein, sie wird nicht beim Pfarrfest helfen und nein, sie wird nicht in die Katechese einsteigen. Aber ja, sie wird an den Orten, an denen sie lebt und arbeitet, das weitertragen, was sie existentiell vom Wort Gottes verstanden hat: in ihrer Haltung, in ihren Begegnungen. Was derzeit nicht so ohne weiteres für sie verfügbar ist, das ist ein Ort, wo die gemachten Erfahrungen wiederholbar, vertiefbar wären. Ein Ort, der passen würde. Wie der zu sein hätte? Wir müssten wohl mehr fragen und hören und experimentieren, um das herauszufinden. Andernorts. – Gesucht!?Ja, suchen wir noch? Werfen wir noch die Netze aus? „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Wir haben doch schon so vieles ausprobiert, so vieles unternommen. Ohne Erfolg. Simon spricht es aus, was wir sicher auch sehr gut kennen. Aber er sagt auch: Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Und tut es – mit großem Erfolg. – Gefunden! Das Volk drängte sich um ihn und wollte das Wort Gottes hören. – Das „trotz allem“, die „Hoffnung wider alle Hoffnung“ hat eine Voraussetzung. Das Drängen und das Hören- wollen. Die Geschichte bei Lukas steht relativ am Anfang des Evangeliums und gilt als Geschichte der Jüngerberufung. Ich denke ja, dass es eine Auferstehungsgeschichte ist. Die - wie der Mythos - niemals war und immer ist. Drängen wir uns um Christus und hören wir auf Gottes Wort! In gewohnten und in neuen Formen, an kirchlichen Orten und an anderen. Aber tun wir es. Es wäre ein Jammer, die Netze nicht auszuwerfen. Susanne Degen, Pastoralreferentin