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„Der Dämon und Fräulein Prym“ – Webwort 1. Fastensonntag 2016

2016-01-27 21:36:45

„Das Gute und das Böse haben dasselbe Gesicht; es hängt alles nur davon ab, wann sie den Weg eines jeden Menschen kreuzen.“ - So spricht der Fremde in Paulo Coelhos Roman „Der Dämon und Fräulein Prym“ zu den Bewohnern eines kleinen Dorfes in den Pyrenäen. Ein teuflisches Geschäft bietet der Fremde den armen Bergbauern im kleinen Pyrenäendorf an: Wenn sie einen aus ihren eigenen Reihen töten, bekommen sie elf Barren Gold. Binnen einer Woche muss die Tat geschehen. Sieben Tage, die das Leben der Menschen in diesem Dorf verändern. Gut und Böse sind fortan im Kampf miteinander. Der Fremde will die Wahrheit über den Menschen herausfinden. Ist in jedem das Böse, der Dämon oder gibt es auch nur einen, der gut ist?Am Beginn der 40 Tage der Buße vor Ostern stehen wir jedes Jahr vor dieser Entscheidung: gut oder böse. Sicher - dieser Kampf ist nicht so hochdramatisch wie jener im Pyrenäendorf. Aber er tobt auch in uns. Auf welcher Seite stehe ich?Die Bewohner des kleinen Dorfes fragen sich, in welcher Phase ihres Lebens sie von einem Engel oder von einem Dämon berührt worden waren. Das herauszufinden ist gar nicht so einfach. Das Gute und das Böse haben oft dasselbe Gesicht. Im Evangelium von heute begegnet Jesus auch einem Dämon: dem Teufel. Er entlarvt ihn, weil er seine Absichten ans Licht holt. Die Frage nach dem Guten und Bösen aus dem Verborgenen zu holen, ist nicht so einfach. Die Stille und das Fasten können zwei Schlüssel sein, die einen Zugang zum Verborgenen öffnen. Denn wer alles andere lässt, der wird unweigerlich mit sich konfrontiert. In der Stille meldet sich die Stimme von Innen und sie wird nicht übertönt. Im Fasten melden sich unsere wirklichen Bedürfnisse. Sie werden nicht zugeschüttet mit Essen und Konsum.Coelho hat in seiner kleinen Geschichte diesen verborgenen, inneren Kampf ans Licht geholt. Die Leute im Dorf kämpfen miteinander. Jeder trägt am Ende dazu bei, dass es fast zur Katastrophe kommt. Auch die junge Chantal – Fräulein Prym - muss sich entscheiden, ob sie sich der Herausforderung des Fremden stellen und den Kampf um ihr Glück - zu ihren Bedingungen - wagen will. Von der ersten Begegnung an ist ihr klar: Sie darf dem Fremden nicht nachgeben. Immer wieder ringt sie mit dem Dämon.Im entscheidenden Augenblick geht sie dazwischen und sie gewinnt.Sie gewinnt nicht nur das Gold, nein - und das ist vielleicht das eigentliche Wunder - auch den Fremden. Denn auch in diesem vom Leben und von Gott enttäuschten Mensch verändern diese sieben Tage etwas: Er verliert seine Wette gegen das Menschengeschlecht.Abschließend heißt „Es war alles nur eine Frage der Selbstkontrolle. Und eine Frage, wie man sich entschied. Nichts weiter.“Eine Frage der Selbstkontrolle und eine Frage der Entscheidung. Auf diese beiden Fragen eine Antwort zu finden, dazu laden die nächsten sieben Wochen ein.Mathias Wolf, Diakon