DER SONNTAG
Wäre es nicht wunderbar alles zu jeder Zeit verfügbar zu haben, alles immer und zu jeder Zeit tun zu können?
Klingt fast wie das Schlaraffenland oder biblisch gesprochen wie das Paradies. Doch bei näherer Betrachtung fällt uns auf, dass es vielleicht doch nicht so schön wäre, wenn es kein auf und ab, keinen Unterschied zwischen Alltag und Feiertag geben würde.Es hat nicht nur gute religiöse Gründe, dass es den Sonntag gibt. Leib und Seele brauchen immer wieder mal eine Pause, eine Auszeit. Der soziale Aspekt ist dabei nicht zu unterschätzen. Wenn immer Alltag ist, hat niemand für irgendetwas Zeit. Wenn immer alles geht, geht eigentlich gar nichts. Wenn ich immer verfügbar bin, bin ich irgendwann leer und ausgebrannt. Es geht nicht um Verbote, um Spaßauszubremsen, es soll nicht sonntäglichdepressive Stille herrschen, aber zum Wohl von uns Menschen ist solch eine Auszeit, solch ein Innehalten einfach sinnvoll. Wir brauchen diese Zeiten, um neue Kraft zu schöpfen, um Kopf und Herz für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu öffnen, um Kontakte zu pflegen. In unserer Zeitsind wir, mehr als alle früheren Generationen, der Gefahr ausgesetzt immer und überall erreichbar und auch einsetzbar zu sein. Muss ich wirklich am Samstagabend um 21:00 Uhr noch geschäftliche Mails lesen? Ist esnotwendig, am Sonntagnachmittag im Internet alle meine Einkäufe und Besorgungen zu erledigen, ist es wirklich egal, welcher Wochentag oder welche Tageszeit es ist, wenn ich gerade irgendetwas machen möchte?Ja, es ist eine Einschränkung, das alles nicht zu tun, aber es ist eine Einschränkung, die einen guten Grund hat - es soll mir gut gehen. Horchen wir doch mal in uns hinein, was möchte ich wirklich? Was brauche ich, um glücklich zu sein und um andere glücklich zu machen? Es geht dabei nicht um stures Befolgen sondern um Eröffnen von Möglichkeiten, Chancen, zur Ruhe, zu sich selbst, zu andren und auch zu Gott zu kommen. Den Blick zu weiten, zu begreifen, dassich mir nicht alles selbst geben kann. So gesehen ist der Sonntag, der Ruhetag, ein ganz besonderes Geschenk, ich muss es nur aus dem richtigen Blickwinkel betrachten.
Schon im Markusevangelium sagt Jesus: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Gott schenkt uns den Sonntag, als Zeit, die uns guttun soll, an Leib und Seele. Nehmen wir dieses Geschenk an und gönnen uns und unseren Mitmenschen einfach mal einen Sonntag in diesem Sinne und entscheiden ganz bewusst, was wir tun und was wir lassen, um zu uns und zu Gott zu finden und dann gestärkt in die neue Woche zu starten.
Elke Peglow, Pastoralreferentin