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Der Trickbetrüger vor der Tür entpuppt sich als gesuchter Straftäter.

Während sich zwei Polizisten um den Mann auf der Treppe kümmern, klärt der dritte Kollege drinnen unsere Personalien. Kein Wort des Dankes, dass wir zitternd den Notruf wählten, uns beim Hinhalten einer möglichen Gefahr aussetzten oder gemeinsam zu etwas mehr Sicherheit beitrugen…Vielleicht habe ich zu viel TKKG gehört, oder die drei Fragezeichen, denke ich mir nach dem Vorfall neulich. Da bedanken sich die Kommissare Reynolds und Glockner am Ende immer bei den Hilfsdetektiven, selbst wenn deren Einsatz zwischen grob fahrlässig und am Rande der Legalität einzusortieren ist.

Die Begebenheit kommt mir wieder in den Sinn, als ich in den Texten vom Sonntag lese: Wenn ihr all das getan habt, was von Euch erwartet wird, dann sagt demütig: Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. Die Worte lesen sich wie eine Gegenerzählung zum Erntedank. In diesem Jahr ist das Fest bedeutungsschwer aufgeladen: fehlender Regen, wütender Krieg und unterbrochene Lieferketten, die unsere Versorgung mit Notwendigem und Angenehmem gefährden. „Wenn es den Leuten schlecht genug geht, kommen sie auch wieder in die Kirche“ sagte mir vor Jahren jemand, bis jetzt blieb der Run auf die Gotteshäuser aus. Ich fürchte, das wird am Sonntag nicht anders.
Denn die Gegenerzählung zum Erntedank geht anders. Wir danken nicht, weil Gott unsern Dank bräuchte, oder gar verlangen würde. Dank zu erwarten versteift, macht unfrei, nötigt dem anderen auf, was er vielleicht nicht empfindet. Wir danken nicht weil irgendetwas (Ernte, Gnade, Leistung) vom Dank abhinge, dann wäre der Dank Bezahlung. Dann wäre der Dank die Währung mit der ich meine Schulden abtrüge. Dann wären wir quitt.
Wir danken – wenn wir es tun – aus freien Stücken. Weil es für mich persönlich einen Unterschied macht, ob ich danke sage. Weil es die Beziehung verändert. Zu Gott, zu den Mitmenschen. Vielleicht haben Sie Lust es auszuprobieren?
Der Dank verändert mich, macht mich offen für das was andere tun, holt mich aus dem Ego. Der Dank kommt aus dem Herzen und zeigt meine Freiheit. Er kommt aus dem Geist, dem Paulus Kraft, Liebe und Besonnenheit zuschreibt. In dem ist der Dank etwas selbstverständliches, natürliches, etwas das in mir verankert ist, zu dem ich aber niemals verpflichtet bin. Und danken macht sympathisch, so wie die Kommissare Reynolds und Glockner.
Katrin Gallegos Sánchez