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Die Kirche ist in Aufruhr

2014-02-15 09:03:52

Die Kirche ist in Aufruhr. Nein, es geht einmal nicht um das Bistum Limburg und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Wer in den letzten Tagen die Medien verfolgt, erlebt, angefacht durch den vom Papst ausgegeben Fragebogen zu Ehe und Familie, wie die Kirche leidenschaftlich diskutiert. Gott sei Dank, meine ich: Immer dann, wenn die Kirche streitet, wie die Nachfolge Jesu gelingen kann, kommt sie Jesu Weisung und Anspruch am nächsten. Wenn, wie jüngst in Deutschland zu beobachten, die Bischöfe offensiv und miteinander in die Auseinandersetzung treten, eben nicht mehr alles nur noch uniform abnicken, dann fühle ich, das der Heilige Geist seine Finger im Spiel hat. Die Realität ist nicht uniform und auch der hohe Begriff der Wahrheit, um den gefochten wird, ist nicht durch kollektives Lagerdenken zu begreifen.Das Evangelium von diesem Sonntag kann wie Wasser auf die Mühlen dieser Auseinandersetzung wirken. Die Perikope von Mt 5,17-37 ist mithin das biblische Rückgrat der kirchlichen Ehe- und Sexuallehre. Wortwörtlich verstanden lässt dieser Text wenig Spielraum. Demnach ist die Ehe unauflöslich und jedes Scheitern Sünde. Ja, mehr noch als das - jedes Scheitern ist das Ende der Beziehung zu Gott. Wir erleben bis heute Schmerzhaft, was dieses wortwörtliche Verständnis auslöst. Wer in seiner Beziehung scheitert, scheitert auch heute noch oft an der Kirche. Das kann ein doppelter Schmerz, eine doppeltes Verlassen sein.Für mich zählt hier nicht Wort für Wort. Wie immer kann ich mich Jesus und seinem Evangelium nur nähern, wenn ich das Gesagte aus meiner Welt heraus betrachte. Dann stellt sich natürlich für mich die Frage, was mir Treue bedeutet, was ich dafür zu geben bereit bin. Dann stellt sich für mich die Frage, was es heißt, zueinander JA zu sagen und es auch wirklich zu meinen. Darüber muss die Kirche streiten dürfen, darüber müssen wir nachdenken. Das wird nicht einfach werden - aber es wird sich lohnen.Nach meinem Ermessen dürfen wir dabei eines nicht vergessen: Für Jesus steht der Mensch im Mittelpunkt seiner Lehre. Es geht nicht um moralische Ideale, sondern darum, jedem Menschen die Liebe Gottes anzutragen. Gerade den Gescheiterten, den Enttäuschten, den Heimatlosen. Letztlich geht es also um Haltung. Die Haltung Jesu ist die bedingungslose Zuwendung zu jedem – unabhängig von seiner Situation, seinem Lebensstil und seiner Orientierung. Wenn Kirche sich abwendet, dann wendet sie sich von dieser Haltung ab, dann fällt nicht der Gescheiterte, sondern die Kirche der Sünde gegen Jesus anheim. Zeit zur Umkehr also - nicht hin zu einem Relativismus der Werte, kein Kniefall vor dem Zeitgeist. Aber hin zu einer Humanisierung der Lehre, einer neuen Zuwendung zu Jesus. Zeit für eine neue Hoffnung - begründet im heiligen Geist dieser Tage.