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Die Schwiegermutter des Simon Petrus lag fiebernd im Bett.....

Im heutigen Evangelium, holt der Evangelist Markus für uns eine Frauengestalt ans Licht, über die wir häufig hinweglesen. Sie trägt keinen Namen, und sie verschwindet auch gleich wieder im Vergessen, nachdem sie hier einmal erwähnt wurde. Aber was für ein klares Profil erhält sie, wenn sie Raum bekommt – hier unter uns!

„Und sie kamen aus der Synagoge und gingen in das Haus des Simon und des Andreas, zusammen mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter des Simon aber lag fiebernd im Bett. Sie erzählten ihm von ihr. Er ging zu ihr hin, ergriff ihre Hand und ließ sie aufstehen. Und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. Als es Abend geworden war, brachten sie nach Sonnenuntergang alle zu ihm, denen es schlecht ging, auch die Besessenen. Und die ganze Stadt war an der Haustür versammelt.“

Eine kurze eindrückliche Szene. Welche Worte und Wendungen haben Sie spontan angesprochen? Bei mir ist es das Wort „dienen“, an dem ich hängen bleibe. Markus erzählt vom Aufstehen und vom Dienen der Schwiegermutter. Nur: Wie hat diese Frau „ihnen“ gedient?

Markus macht neugierig nachzufragen: Wie war es damals in der Jesusbewegung? Wer hat gekocht, gedient, geputzt, das Überleben gesichert? Oder anders, war es klar, dass das Dienen der Frauen im Bedienen zu Hause bestand? In Erinnerung kommt mir: Jesus hat im Kreis seiner Vertrauten die traditionelle Rangordnung oft genug umgekehrt.“ Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen…“ (Mk 10,42ff) Wer unter euch der Erste sein will…….Diese Worte lassen vermuten, dass in der Jesusbewegung sich auch freie Männer auf den Platz von Dienenden begeben haben. Galt diese Umkehrung der Rangordnung aber auch für Frauen?

Ein kleines Detail …... Es ist also Sabbat, und die Brüder Simon und Andreas laden Jesus in ihr Haus ein. Nach der Thora ist der Sabbat ein Ruhetag, zum Ausruhen von der Arbeit, zum Aufatmen und Auftanken für alle, die zu einem Haushalt gehören: Männer, Frauen, Kinder, Sklavinnen und Sklaven, Gäste und Fremde. Ja sogar Rinder und Esel und alle anderen Nutztiere sollen in den Genuss der Sabbatruhe kommen. Am Sabbat sollen keine Arbeiten verrichtet, kein Feuer im Herd entfacht werden. Das Essen wird am Vortag gekocht und warmgehalten. Die Familie hat Zeit füreinander, zu sitzen und zu reden, zu hoffen und zu beten. Sie erzählen einander wieder und wieder die Geschichte ihrer Hoffnung. Wie hätte nun die geheilte Schwiegermutter am Sabbat ihre Söhne und Gäste bedienen können? Es gab an diesem Tag im Haushalt schlicht nichts zu tun.

 Was hat sie also getan, wenn da lesen „sie diente ihnen“?

 Schon der nächste Vers redet vom Ende des Sabbats. Die Sonne ist untergegangen. Jetzt kommen die Leute mit ihren Kranken. Jetzt dürfen sie sie tragen und weite Wege zurücklegen. Nach Sonnenuntergang kommen sie von überall her. Sie bringen Menschen, denen es schlecht geht, körperlich oder seelisch. Die ganze Stadt, schreibt Markus, war vor der Haustüre versammelt. Woher wissen sie eigentlich alle, dass es hier Heilung gibt? Wer hat es ihnen gesagt? – Den einzigen Hinweis darauf finden wir im Dienen der geheilten Frau. Sie dient ihnen, der Gruppe um Jesus, indem sie weitererzählt. Sie macht öffentlich, was im Verborgenen geschehen ist: dass da einer ist, der vom Tod retten und heilen kann!

Diese neue Sicht auf die kurze Erzählung über die Schwiegermutter des Simon, bietet eine überzeugende Antwort auf die Frage, worin das Dienen der Geheilten bestanden haben kann. Aufgrund dieses Dienstes versammeln sich hier am Abend so viele Menschen. Theologisch gesprochen leistet die Frau Verkündigungsarbeit auf der Schwelle des Hauses. Aus der gedrückten Stimmung im Krankenzimmer und der einfachen Geste der Zuwendung erwächst eine kraftvolle Bewegung, die das Haus und die ganze Ortschaft Kafarnaum erfasst

So viel Hoffnung und so viel Freude! Und sie, die Schwiegermutter, eine Frau wie wir, ein Mensch für andere, hat dazu beigetragen.

 

Anita Novotny, Gemeindereferentin