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Die Toten gehören dazu!

2013-10-04 20:23:20

Die Toten verschwinden aus unserer Mitte. Und das nicht nur, weil sie eben nicht mehr da sind oder weil sie nicht mehr zu Hause sterben oder weil viele anonym bestattet werden. Die Verstorbenen verschwinden aus dem Alltag und unserem Bewusstsein. Die Toten sind nicht mehr präsent. Anthropologen, die die Entwicklung des Menschen untersuchen, machen den Schritt vom Tier zum Menschen daran fest, dass der Mensch seine Toten nicht verscharrt oder verenden lässt, sondern dass er sie bestattet. Der Mensch räumt den Toten seiner Art einen bewussten Platz in seinem Leben ein; das unterscheidet ihn von allen anderen Lebewesen. Leben wir in einer Zeit, in der dieser Unterschied verlorengeht? Was sagt das über uns Menschen, die wir uns doch so viel auf unsere Entwicklung und den Fortschritt einbilden?Die Toten sind nicht mehr da. Früher war der Gang auf den Friedhof Teil des Alltags. Nach der Schule, nach dem Kirchgang oder beim Verwandtenbesuch sind wir als Kinder oft auf den Friedhof (mit-)gegangen. Man erzählte Geschichten. Oft traurige, anrührende, aber auch schöne und lustige waren dabei. Da waren sie wieder da: die Verstorbenen. Die Toten gehören dazu – auch zu unserem Leben – auch zu uns Lebenden. Die Toten gehören auch zur Kirche dazu. Zur Kirche gehören die Lebenden und die Toten. Das mag einige wundern. Es ist die feste Überzeugung der Christen von Anfang an. Nicht ohne Grund wurden in den Katakomben Gottesdienste feiert – mitten unter den Toten und mit ihnen. Die Toten gehören zur Kirche und zum Leben dazu. Deshalb ist es gut, dass wir einmal im Jahr – an Allerseelen - ganz bewusst gemeinsam aus der Kirche auch auf den Friedhof gehen. Er steht dabei für die vielen Orte, an denen unsere Toten ruhen: in der Heimat oder auf den Schlachtfeldern der Kriege. Dieses jährliche Gedenken, wie das Gedenken in der Eucharistiefeier hält im Bewusstsein: die Toten gehören dazu. Das nicht zu vergessen macht uns Menschen zum Menschen.Mathias Wolf, Diakon