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drei Wünsche

Stellen Sie sich vor: die gute Fee erscheint und Sie haben drei Wünsche frei…. Was würden Sie oder ich antworten?

Wenn ich mir etwas wünsche – entscheide ich mich dann eher für mein persönliches Wohlergehen? Oder für eine heile Welt für alle? Für eine gesunde Mischung aus beidem? Soll es beim Wünschen um Glück gehen oder um das Gute, was immer das auch sei?

In der Bibel gibt es eine Geschichte, die mich zum Thema „wünschen“ immer wieder neu fasziniert und inspiriert.

Ein junger Mann tritt ein wichtiges Amt an. Er übernimmt es von seinem übermächtigen, beliebten und gewieften Vater, der es 40 Jahre lang innehatte. Jetzt ist der Vater tot. Der Sohn tritt ein schweres Erbe an: Kann er den Herausforderungen und den vielen Erwartungen an ihn gerecht werden? Er ist jung, unerfahren, vielleicht unsicher und möchte gerne alles richtig machen. Und er fühlt sich der großen Aufgabe nicht gewachsen.

Das ungefähr wird von König Salomo am Anfang des ersten Königsbuches in der Bibel erzählt. Da erscheint ihm im Traum Gott selbst und fordert ihn auf: „Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!“ Nur einen Wunsch hat der junge König frei. Was brauche ich wirklich? Salomo weiß, was ihm helfen wird, sich und andere zu führen, und er antwortet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!“ (1 Könige 3,9)

Ein bald 3000 Jahre alter Text, für mich ein unglaublich schönes Bild: das hörende Herz. Was bedeutet dieser Wunsch?

Das hörende Herz ist kein Selbstzweck. Salomo wünscht sich einerseits, offen zu sein für die anderen, die Welt und für Gott. Und er wünscht sich Orientierung in seinem Leben. Das ist ihm wichtiger als Gesundheit, langes Leben und Reichtum. 

Diese Wunschgeschichte aus der Bibel geht so weiter: Gott freut sich über den Wunsch Salomos. Er verspricht: „Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht. (1 Könige 3,11-12)

Ein hörendes Herz, das wünsche ich  Ihnen und mir. Mit folgendem Gebet verabschiede ich mich in den Ruhestand.

Gebet um ein hörendes Herz: 

Gott, du hast uns Ohren geschenkt, Wunderwerke unseres Körpers. Sie können nicht nur Töne wahrnehmen. Sie können zuhören und verstehen. Sie spüren, was sich verbirgt hinter den Worten eines Menschen, hinter dem Weinen eines Menschen, hinter einem begeisterten Lachen. Danke, Gott, für unsere Ohren.

Gott, du hast uns ein Herz geschenkt, Wunderwerk unserer Seele. Das Herz erdet unsere Gedanken. Es reinigt uns von zerstörerischen Gefühlen. Es verwandelt unsere Sympathie in wahre Liebe. Du hast uns ein Herz gegeben, das hört und liebt. Ein Herz, in dem du selbst wohnst. Danke, Gott, für unser Herz. Amen.

Anita Novotny, Gemeindereferentin