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Düstere Wolken

2014-10-06 19:53:02

Seit Wochen prasseln in unseren Kirchen bitterböse Prognosen auf uns herab. Nicht von außen, nein, diesmal ist die Presseöffentlichkeit nicht schuld.Die Leseordnung, also jene Anordnung, wann im Jahr welche Texte in welchen Gottesdiensten vorgetragen werden und die in der weltweiten katholischen Kirche gleich ist, ist verantwortlich an diesem verbalen Schlechtwettergebiet. Das Drama ist also im besten Sinne hausgemacht. Von einem Evangelium, einer frohen Botschaft ist dabei schwerlich zu sprechen, vielmehr kommt mir das Wortspiel der „Drohbotschaft“ in den Sinn, düstere Wolken, die über uns hinwegziehen. Es sind Jesus Worte, es sind Drohungen und sie richten sich – in bester prophetischer Manier – an die Menschen in Israel, an die Juden, als Gottes auserwähltes Volk. Aber auch uns bedrohen diese Worte Jesu, diese Gleichnisse, in denen Jesus klar aufzeigt, wie sehr Gott sich den Menschen immer wieder anbietet, wie er uns einlädt und versucht, in unsere Nähe zu gelangen. Und wie schroff er doch immer wieder aufs Neue abgewiesen wird, ja gar vertrieben und getötet.Es ist paradox, dass all diese Gleichnisse aber immer wieder dazu kommen, dass Gott – wenn er denn von den einen, die er einlädt, nicht angenommen wird, nicht aufgibt, sondern immer wieder neu beginnt, immer wieder neu, auf andere, unerwartete Menschen zuzugehen.Diese erschreckenden Gleichnisreden Jesu müssen auch unserer Kirche heute gelten. Wir müssen uns der unbequemen Frage stellen, ob wir mit unserer Art, Kirche zu sein, überhaupt dem Willen Gottes für diese Welt entsprechen. Sind wir mit unserem Plan, wie das mit dem glauben und der Kirche zu gehen habe, tatsächlich dem Reich Gottes, dem Willen Jesu für die Schöpfung auf der Spur? Sind wir als Kirche der Vision Gottes vom Menschen als aufrechtem, freien und lebensbejahenden Ebenbild der göttlichen Herrlichkeit auf der Spur?Ich hoffe, bete und wünsche mir, dass diese Grundfrage des Evangeliums auch der Bischofssynode, die zur Zeit in Rom tagt, am Herzen liegt, ja auf der Seele brennt. Ja, ich ersehne, dass wir als Kirche wieder beginnen, alle Menschen mit den Augen unseres Gottes zu sehen, der vor allem anderen Güte und Erbarmen, Zuwendung, ja Menschlichkeit ist. Ja, hoffentlich gehen wir als gesamte Kirche ins diesen Tagen einen Weg zurück zum Menschen, nicht nur einmal, sondern unabänderlich und immer wieder. Damit die düsteren Wolken weiterziehen, und das Licht der Barmherzigkeit Gottes aufstrahlen kann über allen Menschen guten Willens.