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Ein besonderer Tag

2014-07-09 18:08:58

Der 20. Juli ist in unserem Land ein besonderer Tag. Es wird der Menschen gedacht, die vor 70 Jahren den Handlanger des Bösen und sein Regime zu Fall bringen wollten. Die Frauen und Männer des 20. Juli waren sich dabei durchaus ihrer begrenzten Möglichkeiten und ihrer Schwachheit bewusst. Viele haben diesen Mut mit dem eigenen Leben bezahlt.Die Texte dieses Sonntags sprechen auch viel von Stärke und Schwachheit – sowohl Gott als auch den Menschen betreffend. Wenn von Gott die Rede ist, dann wird er meistens groß, mächtig und stark genannt. Er wird „allmächtig“ genannt. Die biblische Lesung aus dem Buch der Weisheit spricht von der Schwäche Gottes, von seiner Geduld und Milde.Ist Gott schwach? Und wenn ja, warum? Die Schwäche Gottes hat einen Grund im Menschen: Seine Schwäche lässt den Menschen stark sein. Gott hält sich in der Welt zurück, weil er eine Schwäche für den Menschen hat. Gott ist die Freiheit des Menschen so wichtig, dass er sich ganz zurücknimmt. Indem er sich zurücknimmt, quasi zusammenzieht, macht er Platz für den Menschen und eröffnet ihm einen Raum großer Freiheit in Verantwortung. Gott will, dass der Mensch ihn in Freiheit liebt auch mit dem Risiko, dass der Mensch sich gegen ihn entscheidet. Weil Gott Gott ist, kann er die Welt Welt sein lassen, ohne dabei aufzutrumpfen. Hätte er es anders gemacht und seine Größe, Macht und Stärke gezeigt, hätte der Mensch Angst bekommen und wäre eingeschüchtert worden. Und nur so kann der Mensch den Mut aufbringen auch zu seiner eigenen Schwäche vor Gott zu stehen. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Der Geist (Gottes) nimmt sich unserer Schwachheit an.“Gott hält sich aus Liebe zurück, weil er auf unsere freie Antwort der Liebe wartet. Mit Jesus hat er versucht, das den Menschen noch einmal deutlich zu machen. Gott öffnet uns einen Raum der Freiheit und der Verantwortung. Das kann unserer Schwachheit eine Kraft geben, die selbst das Unmögliche wagt – nicht aus Übermut, sondern aus Vertrauen auf Gott. Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Theologe aus dem Kreis des Widerstandes gegen das NS-Regime fasste es in seinem Buch „Widerstand und Ergebung“ in die Worte: Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagennicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen,nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.Tritt aus ängstlichem Zögern heraus in den Sturm des Geschehens,nur von Gottes Gebot und deinem Glauben getragen,und die Freiheit wird deinen Geist jauchzend empfangen.Mathias Wolf, Diakon