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Ein Herz und eine Seele?

2011-03-27 18:28:33

Auf dem Weg zu einer „Pfarrei neuen Typs“In der Apostelgeschichte wird das Miteinander in der Jerusalemer Urgemeinde beschrieben: Die Gemeinde war „ein Herz und eine Seele“. Sie hatten alles gemeinsam und sorgten dafür, dass keiner Not leiden musste. Dagegen nehmen sich unsere Beratungsergebnisse zugegeben recht nüchtern aus. Ein gemeinsamer Haushalt, ja. Aber auch mit einigem an „Gütertrennung“. Vorsicht und Klugheit waren uns wichtiger als Idealismus. Und schließlich haben die Gemeinden ja auch bisher bewiesen, dass sie vor Ort gut mit ihrem Vermögen umgehen können. Da ist es doch nur vernünftig, diese Kompetenz auch künftig zu einem Gutteil dort zu belassen. Einer der wichtigsten Grundpfeiler katholischer Soziallehre ist das sogenannte Subsidiaritätsprinzip. Es besagt, dass nur das von übergeordneter Stelle geregelt werden soll, was die untere Ebene nicht selbst entscheiden kann (weil es über ihr Können geht oder weil noch andere betroffen sind). Ursprünglich im Calvinismus entwickelt, ist diese Lehre über die berühmte Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ 1891 auch in die katholische Gesellschaftslehre eingezogen. Nicht zuletzt der Jesuitenpater Oswald von Nell-Breuning, einflussreicher Sozialpolitiker und Kanzlerberater, stand für das Subsidiaritätsprinzip.Wenn unsere Beratungsergebnisse sich sehr stark an diesem Prinzip orientieren, indem sie auch künftig den Ortsausschüssen in den Gemeinden eine wichtige Stellung einräumen und auch für die Verwaltung weitgehende Möglichkeiten zu Delegation und Bevollmächtigung vorsehen, dann ist das weniger Selbstzweifel an der Bereitschaft, gut zusammenzuwachsen, als vielmehr Zutrauen zu Vernunft und Augenmaß „vor Ort“.Am 11. April wird der Pastoralausschuss nun den Text der Gründungsvereinbarung offiziell feststellen und die Pfarrgemeinderäte und Verwaltungsräte zur Beratung und Beschlussfassung auffordern. Vielleicht erfahren wir uns dann auch als „ein Herz und eine Seele“ in dem gemeinsamen Bemühen, einerseits zusammenzurücken und andererseits den guten Kontakt zur Basis nicht aufs Spiel zu setzen und der legitimen Vielfalt Raum zu geben.Pfarrer Andreas Unfried