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Ein Leib und viele Glieder

Ein Leib und viele Glieder

Das berühmte paulinische Bild von der Kirche als Leib mit den vielen Gliedern: das könnte optimal zu unserer Zeit passen, die schiere Macht und Gewalt als Prinzip der Herrschaft hinter sich lassen will wie auch Befehl und Gehorsam oder die ständige Optimierung der Prozesse zur Steigerung von Effizienz und Profit. Die Kirche als lebendiger Leib Christi: sie wäre auf einmal auf der Höhe der Zeit. Stellen Sie sich doch mal vor: die Kirche als - sagen wir - ein Öko-System (wie ein Wald etwa, wo keiner einen Plan für den Wintereinbruch machen braucht und doch alle fein abgestimmt sich immer wieder darauf einstellen - um nur mal ein triviales Beispiel zu nennen). Kirche als ein komplexes System der weitestgehenden Selbstorganisation (was etwas anderes ist, als dass jeder tut, was er will). Kirche ohne „oben“ und „unten“ aber mit ganz viel Selbstführung aus gemeinsamem Geist. Eine solche Kirche wäre kein Selbstzweck, sondern tatsächlich Ferment für die Gesellschaft.

„Wäre“, „würde“, „könnte“: zu dumm, dass man da immer noch im Konjunktiv reden muss. Oder gibt es das schon? Für mich ist und war unser Visionsprozess ein Teil einer solchen Kirchengestalt, und die Gemeindeleitungen im Team sind es nicht minder. Neues, in dem gleichwohl dieselbe gute alte Kirche sich zeigt. Eben der Leib, wo es Vielfalt gibt und geben muss. Wo keiner mehr gelten kann als die andern (weil es dem Gehirn eben nichts nützt, dass es ganz oben ist, solange das Herz es nicht mit Blut versorgt und der Fuß es durch die Lande trägt). Ein Organismus eben, wo jeder und jede seine (und ihre!) Rolle spielt (und allenfalls der Blinddarm sehen muss, wo er bleibt)

Eine Kirche, in der der Geist Christi Gestalt gewinnt und wirkmächtig wird zum Besten der Menschen. Für solch eine Kirche setze ich mich ein.

Pfr. Andreas Unfried