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Ein wirklich „schöner“ Samstag

2009-02-17 17:44:01

Am vergangenen Samstag trafen sich an zwei verschiedenen Orten Oberursels alle Kommunionkinder sowie die Katechetinnen des Pastoralen Raums im Rahmen der diesjährigen Erstkommunionvorbereitung.Diakon Klementowski und ich waren mit den Gruppen aus St. Hedwig und St. Petrus Canisius zu Gast in der evangelischen Hl. Geist Gemeinde, da das Hedwigsheim bereits von den Fassenachtern in Beschlag genommen worden war. Und da ein akuter krankheitsbedingter Engpass bei den KatechetInnen herrschte, übernahm ich eine der Kleingruppen. Dort ereignete sich etwas Bedenkenswertes, Wunderbares, von dem ich hier bereichten möchte: Auf dem Tagesprogramm für alle stand gemeinsames Singen und Beten, Arbeiten in der Klein- und später wieder in der Großgruppe und nicht zuletzt das gemeinsame Mittagessen. Soweit klingt das alles sehr fröhlich und „schön“ – und das war es auch…aber nicht nur. Äußerlich und formal betrachtet war alles angenehm und makellos: die sehr ansprechenden Räume, heitere Lieder und ein leckeres Essen – alles „schön“ und gut, aber doch gibt es nicht das wider, was in meinen Augen entscheidend war und was von diesem Tag bleibt:Die Kinder beschäftigten sich nämlich in den Kleingruppen mit einem Thema, das viele Erwachsene nur allzu gern ausblenden und noch lieber von ihren Kindern fernhalten würden: es ging um Leid und Not – und die eigenen Erfahrungen damit! Nachdem wir zusammen Bilder von Menschen in Notsituationen angeschaut hatten und darüber ins Gespräch gekommen waren, sollten die Kinder ihre Ängste, Wünsche und Bitten auf einem symbolischen Klagemauerstein ausdrücken.In der Gruppe, die ich begleitete war spürbar, dass ein Kind mit dieser Aufgabe tatsächlich an eine Grenze gestoßen war. Es war sehr aufgewühlt, wurde dann immer stiller und begann schließlich zu weinen. So kann das sein, wenn man sich den eigenen Lebensthemen stellt – auch als Kind.Doch dass Kinder aus Oberursel sehr wohl Erfahrungen von Leid, Ausgrenzung, Angst und Not kennen, war für mich nicht das Überraschende, sondern vielmehr die Weise wie die anderen Kinder mit dem weinenden Jungen umgingen:Ohne Worte nahm das daneben sitzende Kind das weinende in den Arm und tröstete es mit feinsinnigen Gesten und ruhigen Worten. Währenddessen gab es im Raum kein einziges Auslachen, keine vermeintlich klugen oder coolen Sprüche und keine Nötigung, damit aufzuhören, sondern nur stille „Sympathie“. Der Junge konnte in dieser Atmosphäre das herauslassen, was er an durchlebter Not mitbrachte und brauchte sich seiner Tränen nicht zu schämen. Alle Kinder in dieser Gruppe kennen nicht nur mehr oder weniger gut solche belastenden Gefühle – sie sind auch in der Lage, sie zuzulassen, auszuhalten und eine Atmosphäre zu schaffen, wo es sein darf, dass einer schwach ist. Ganz intuitiv haben sie das einzig Richtige und Tröstliche gemacht: die Gefühle zugelassen und sich ihnen gemeinsam gestellt – in einem Raum, in dem Gottes Geist wirksam unter uns war. Gottes Geist wirkte in der beschriebenen „stillen Sympathie“. „Sympathie“ ist ein zusammen gesetztes griechisches Wort, das übersetzt „Mit-Empfinden, Mit-Leiden“ bedeutet – und genau dieses feinfühlige „Mit-Empfinden“ in einer einvernehmlichen Stille konnte den Jungen auffangen. Auf dieser Basis konnten wir gemeinsam beten und erahnen, dass das Übergeben von Trauer und Angst an Gott in einer solidarischen Gemeinschaft ganz viel mit Kommunion zu tun hat. Das war das wirklich Schöne des gestrigen Tages – denn diese Erfahrung bleibt und kann dem wahren Leben zum Durchbruch verhelfen…dazu ist es aber nötig, dass man nicht am „schönen Schein“ verhaftet bleibt, sondern Gott zutraut, dass er den Weg an die Dunkelheiten und Abgründe des Lebens mitgeht und die Menschen, groß und klein, heraus führt und zu neuem Leben befreit – wie einst das Volk Israel, das auch mit Kindern zusammen aus Ägypten herausgeführt wurde!Sind wir Erwachsenen bereit, die große „stille Sympathie“, in der uns Jesus begegnet, von den Kindern zu lernen?