Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Einwechselspieler …

2019-02-05 17:21:31

Oft sind es die Einwechselspieler, die die entscheidenden Tore schießen.Am 24. Februar denkt die Kirche in Deutschland auch an einen „Einwechselspieler“: den Apostel Matthias. Er gehört eigentlich nicht zur „Elf“ – zum Zwölferkreis der Apostel. Aber manchmal ist eben die Stunde der Unscheinbaren. Matthias war wohl so einer. Joseph, der mit ihm zur Auswahl stand, hatte sich schon einen Namen gemacht: „Justus“ – der Gerechte. Aber Matthias? Über ihn wissen wir nichts. So lautlos wie er kam, verschwindet er auch wieder.Warum kommt er aber überhaupt in die nähere Wahl? Der „Teamchef“ Petrus formuliert so etwas wie eine Stellenbeschreibung: „Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, 22 angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.“ (vgl. Apg 1,21-22)Matthias war also wohl schon immer irgendwie dabei. Aber in der ersten Halbzeit bis zum Tod Jesu war er nicht eingesetzt. Das Spiel mag er zwar schon die ganze Zeit mit heißem Herzen vom Spielfeldrand verfolgt haben, dann der Abbruch und Neustart. Aber erst jetzt in der zweiten Halbzeit wird er eingewechselt.Und jetzt soll er mit den anderen „Zeuge der Auferstehung“ Jesu sein. „Zusammen Zeuge der Auferstehung sein“ das ist seine Position auf dem Platz.Mir fällt dieses kleine Wörtchen „zusammen“ auf. Zeuge der Auferstehung Jesu sein, das kann offenbar niemand nur allein für sich – selbst ein Apostel nicht. Wenn er das versucht, steht er wohl auf verlorenem Posten. Zeuge der Auferstehung Jesu sein, das geht nur zusammen. Glaubwürdiges Christentum ist nicht eine Sache der Einzelkämpfer - und das bis in die höchsten Spitzen hinein. Ich finde das ermutigend. Es geht nur im Team – zusammen. Ganz langsam scheint sich das auch unter den Nachfolgern der Apostel – auch dem des Petrus – von heute herumgesprochen zu haben. Das Konzil hatte es ausdrücklich betont: Die Bischöfe leiten im Kollegium zusammen mit dem Nachfolger des Petrus die Kirche – nicht allein als kleine Fürsten in ihrem Territorium. Mir macht das Mut. Denn ich glaube, das gibt die Chance, auch heute glaubhaft „Zeuge der Auferstehung“ Jesu zu werden, so wie damals. Denn nur „Zusammen“ kann man in der Fülle der Lebenswirklichkeiten unserer Tage Zeuge sein. Matthias, der Einwechselspieler gibt zu denken. Solche Menschen sind wichtig. Es ist gut, dass sie da sind und im richtigen Moment die Chance nutzen. Ich frage mich: Was ist eigentlich, wenn ich einspringen soll? Wenn ich das Gefühl habe, nicht zur ersten Wahl zu gehören? Hin und wieder habe ich das schon erlebt: Ein anderer fällt aus, und dann braucht man auf einmal mich.Jeden Tag gibt es Ausfälle: einer sollte helfen und ist doch nicht gekommen. Einer sollte etwas sagen und hat doch den Mund gehalten. Einer sollte sich schützen vor jemand stellen und hat sich doch aus dem Staub gemacht. Einer sollte beten und hat sich doch geschämt. Einer sollte Zeuge sein und tut doch so, also ob er nicht gehört und gesehen hat…Das ist die Stunde der Ersatzspieler, der Lückenbüßer, der Leute auf der Bank, der Reservisten. Jeden Tag neu sind sie gefragt. Auch und gerade in der Kirche und nicht nur im Zwölferkreis, sondern auch weit darüber hinaus.Mathias Wolf, Diakon