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Engel im September

Der Engel ist kaum zu sehen. In kühl blassem Blau umgreift er mit seinen weiten Armen drei von roten Flammen umzüngelnde, singende Männer. Das Septemberfenster der Kirche St. Crutzen ist den Engeln gewidmet. Am 29. September ist das Fest der Erzengel.
Im Buch Daniel wird erzählt, wie der babylonische König Nebukadnezar drei junge Israeliten dazu zwingen will, goldene Götterstatuen anzubeten und so ihren Gott zu verraten. Er lässt sie in glühend heißes Feuer stürzen. Aber da taucht eine vierte Gestalt auf, der die Glut nichts antut und die drei vor der Gluthitze bewahrt: ein Engel. Unversehrt entsteigen sie dem Feuer und der König erkennt Gottes Macht.
Eine grausame Geschichte - sie ruft die vielen Opfer in Erinnerung, die wegen ihres Glaubens verbrannt und zu Tode gefoltert wurden. Sie provoziert auch die Frage, wo Gott in den Feueröfen dieser Welt war und ist.
Das Glasfenster aus St. Crutzen wagt mit dem freundlich kühlenden und zugleich schützenden Engel im unfassbar Grausamen vielleicht eine Richtung: Gott ist da – auch im Feuerofen.
Engel verkörpern Gottes umsorgende Liebe. Mit ihren schützenden Flügeln (die übrigens nicht zum Fliegen da sind) wollen Sie zeigen, dass unser Wohlergehen Gott am Herzen liegt. Die Dichterin Hilde Roth drückt es in ihrem Gedicht „Engel“ so aus:

Engel?
Gesehen nie.
Gehört einiges.
Manchmal –
Öfter schon
Wenn’s mich gerade
So im letzten Moment
Zurückhält von was
Das schlimm verkehrt wär
Dann frag ich mich doch:
Ob das ein Engel war?
Oder was sonst?
Was denn?
Etwas war’s.

Mathias Wolf, Diakon