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Engel, sag mir wohin

2011-06-09 06:00:18

Als Jakob, der Tu-nicht-gut aus dem Alten Testament, nachdem er seinen Bruder gründlich übers Ohr gehauen hatte, vor dessen verständlichem Zorn in die Wüste geflohen war, da fand er schließlich irgendwo im Nirgendwo einen Schlafplatz. Ein Stein als Kopfkissen – manchmal ist das Leben hart, selbst für Typen wie Jakob, die eigentlich immer auf die Füße fallen.In jener Nacht habe er geträumt, schreibt die Bibel. Und der Traum hatte es in sich: Jakob träumt den Himmel offen, und Engel steigen auf einer großen Leiter (andere sagen Treppe) auf und nieder. „Gott ist hier, und ich wusste es nicht“ sagt Jakob am nächsten Morgen, als er wieder aufwacht. Prompt macht er aus seinem „Kopfkissen“ einen Altar und nennt den Ort: „Beth-El“ – Haus Gottes.Jetzt kommen viele, viele Menschen in unsre Stadt. Die wenigsten werden ihren Bruder ums Erstgeburtsrecht geprellt haben. Und sie kommen gewiss nicht als Pilger oder Gottsucher. Aber dass sie in dem großen Gewimmel und Gewusel nicht recht wissen wohin, das wird sie mit Jakob verbinden. Vielleicht spült es sie ja auch an einen der Orte, wo wir versuchen wollen, das Haus Gottes mitten im Nirgendwo erlebbar zu machen. Ob Traumkirche oder Glaubens-Parcours um St. Ursula, ob geistliche Konzerte in Liebfrauen, Lebenshilfe-Parcours oder Elternoase im Pfarrer-Hartmann-Haus, ob Gebete in St. Ursula oder Gespräche im Turm mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern: Wenn nur der ein oder andere am Ende sagen sollte: „Gott ist hier, und ich wusste es nicht“, dann wäre alles der Mühe wert gewesen.Es gibt schlechteres, als wenn Gott einen als Engel in Dienst nimmt…Pfarrer Andreas Unfried