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Ent-lastung

Am Freitag haben bei uns die Ferien begonnen. In diesem Jahr ist es ein eigentümlicher Beginn. Seit März Homeschooling, Homeoffice und Lockdown – alles lief langsamer. Aber es war und ist für viele deshalb nicht weniger anstrengend. Jeden Tag, den die Krise länger dauert, werden uns die Belastungen deutlicher. Wann ist das endlich mal zu Ende?

„Kommt doch alle zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid. Ich will euch ausruhen lassen.“ So die Aufforderung Jesu am 14. Sonntags im Jahreskreis (dem 5. Juli) und weiter „Ich will euch erquicken… ihr werdet Ruhe finden.“
‚Nichts lieber als das’ denken wir vielleicht in diesen Ferientagen. Endlich einmal Erfrischung und Ruhe. All die lästigen Verpflichtungen und Regeln abschütteln und wieder durchatmen können. Wie schön wäre das!
Und dann das große „Aber“… Die Krise ist noch nicht überwunden und Sommerfrische wie in den Jahren zuvor kaum zu erwarten. Auch im Evangelium kommt so etwas wie ein großes „Aber“: „Nehmt mein Joch auf Euch!“

Das Joch ist ein Werkzeug aus der Landwirtschaft. Ein Joch tragen die Rinder, damit sie den Karren oder Pflug mit mehr Kraft ziehen können. Ohne Joch würden sie Kraft verlieren und es ging nur mit noch mehr Mühe voran. Ein Joch ist also eigentlich ein Hilfsmittel zum Ziehen der Last. Den Karren des Lebens einfach abschütteln, geht nicht. Jesus macht uns da nichts vor. Das macht er nicht, um uns den Spaß zu verderben, sondern ganz im Gegenteil.

„Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig!“ lautet sein Ratschlag.
Güte und Demut von Herzen. Güte, darunter können wir uns noch etwas vorstellen: selbst Gutsein und anderes wie andere Gutsein-lassen. Wir müssen nicht immer recht behalten. Hin und wieder ist es klüger, in Güte nachzugeben, als in Unfrieden Recht zu bekommen.
Mit der Demut tun wir uns schon schwerer. Wir verstehen sie meist als Demütigung oder Unterwürfigkeit. Eigentlich meint es: von der Erde genommen. Demütig ist wer mit beiden Beinen im Leben steht – auf der Erde eben.
Ich glaube diese Krise hat doch auch dies gezeigt: Wie dünn ist das Eis unserer Normalitätsvorstellungen. Wir haben von einem auf den anderen Moment gemerkt, wie brüchig unsere Selbstverständlichkeiten und Annehmlichkeiten sind. Wir sind nicht unverwundbar – bei allem was wir wissen uns können.
Vielleicht heißt Demut in diesem Jahr: Die Wirklichkeit des Lebens zu sehen in ihrer Gebrochenheit, auch meine eigene Begrenztheit. Das zu akzeptieren, dazu gehört Mut. Vielleicht entlässt uns die Krise ein wenig demütiger.
„So werdet Ihr Ruhe finden für eure Seele“ so schließt Jesus. Wer es wagt, dieses Joch der Güte und herzlichen Demut auf sich zu nehmen, dem wird es zur Hilfe, die letztlich tiefe Ruhe, Zufriedenheit und auch Leichtigkeit im Leben schenkt. Wir wissen noch lange nicht, welche psychischen Folgen diese Krise haben wird. Aber es könnte sein, dass der Ratschlag Jesu zur Güte und Demut von Herzen Ent-lastung bringen kann.

„Kommt doch zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid. Ich will euch ausruhen lassen. Lernt von mir und werdet von Herzen gütig und demütig. Dann wird das Leben nicht zur Last, sondern ihr findet Ruhe!“

Mathias Wolf, Diakon