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frostig-kalt

2017-12-18 17:04:27

frostig-kaltPünktlich zum 1. Advent schneite es und innerhalb weniger Stunden war alles um mich herum von einer weißen Schneedecke überzogen, und mir war klar, der Winter hat Einzug gehalten und der Frost hat uns in diesen Tagen fest im Griff. Genau betrachtet, der Frost verzaubert unsere Natur.Die Landschaft um uns herum ist wie verwandelt. Eiskristalle morgens an der Autoscheibe, das Auge erfreut sich, wenn draußen Pflanzen mit Eiskristallen überzogen sind. Die Sonne lädt zu Spaziergängen ein, und vielleicht ergeht es Ihnen wie mir, dass ich fasziniert bin, wie die Sonne auf einem gefrorenen See schimmert. Ich staune, wie zerbrechlich gefrorene Blätter sind, das brachte mich zum Nachdenken…. Wenn der Saft in den Pflanzen gefriert, verlieren sie ihre Elastizität, werden starr und steif. Die meisten Pflanzen sind in der Lage,das zu überstehen, indem sie ihre Lebenskräfte zurückziehen und erst im Frühjahr wieder ihre Zweige treiben lassen. Manche empfindlichen Pflanzen brauchen besonderen Schutz, so haben wir unsere Rosensträucher abgedeckt, manch andere Pflanze ins Haus gebracht. Ich frage mich, zu welcher Sorte Gewächs wir Menschen wohl zählen. Sind wir vergleichbar mit jener Sorte Pflanzen, die eines besonderen Schutzes bedürfen, aber eine gute Portion Frost vertragen können!Wir haben warme Kleidung, Mütze , Handschuhe, damit können wir wunderbare Spaziergänge machen. Wir haben Heizung, Ofen. Wir genießen es, mit einer Tasse Tee wieder aufzutauen, warm und beweglich zu werden.Doch was ist, wenn der innere Frost kommt, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Gleichgültigkeit und Anonymität, die wir in unsrer Gesellschaft wahrnehmen. Vielleicht auch eine hohe familiäre und berufliche Belastung, die Pflege eines Angehörigen, die Sorge um die Entwicklung eines Kindes. Jede/r kennt aus der eigenen Lebensgeschichte solche Eisnadeln, die die Seele angreifen Wir sprechen immer wieder vom ausgebrannt, ausgelaugt sein. Es geschieht nicht plötzlich, es ist ein langsamer Prozess, so wie der Winterfrost langsam in unsere Glieder kriecht. Wenn er sich eingenistet hat, verhärten unsere Gefühle, erstarrt unsere Fantasie. Wo habe ich dann meine Seelenhandschuhe, meinen Herzensschal? Wie macht es die Natur?Die meisten Pflanzen ziehen ihren Lebenssaft in ihre Wurzeln zurück, in ihr Herz, um ihn dort bis zum Frühjahr zu hüten.Das zeigt mir und davon bin ich überzeugt, im Herz und damit meine ich das Innerste des Menschen, gibt es einen Bereich, der unberührt bleibt, der nicht verletzt werden kann. Im tiefsten Innern unserer Person gibt es einen Kern unverletzbarer Würde, an den nichts und niemand heranreicht. In der Tradition der christlichen Mystik durch die Jahrhunderte ist das der Ort, wo Gott selbst wohnt. Der Ort, an dem Gott sein:“ Ich will dich, weil ich dich liebe“ beständig zu mir sagt. Ich finde es wichtig, sich gerade in Zeiten der inneren und äußeren Kälte, des Durcheinanders, an diese Gewissheit zu erinnern. Dass es diesen inneren Fixpunkt gibt, diesen sicheren Ort, den mir niemand nehmen kann.Ein Frosttag ist für mich wie…..eine Ermutigung an mich, meiner tiefen Lebendigkeit und Vitalität zu trauen.eine Herausforderung für mein Vertrauen und meine Hoffnung, dass andere Zeiten kommen.ein Anstoß, mich nicht wie Eiszapfen hängen zu lassen, sondern es den Schneeflocken gleich zu tun, zu tanzen, zu wirbeln, Wärme und Lebendigkeit zu spüren.die Zusage Gottes an mich: In dir brennt das Feuer meiner Liebe.Anita Novotny, Gemeindereferentin