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Geburtswehen

Wo ist der Wald hin? Das frage ich mich manchmal, wenn ich an einigen Stellen durch den Taunus laufe. Wo früher ein leichtes Lüftchen zwischen den schattigen Bäumen für Erfrischung sorgte, brennt heute die Hitze der Sonne auf mich herab und treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn.

Um mich herum stehen noch die Stümpfe der Bäume. Der Hang ist wüst und leer, Tohuwabohu. War‘s die Trockenheit? Hat sich der Borkenkäfer breitgemacht? Waren die Bäume schon durch einen der Waldbrände geschädigt, die auch im Taunus immer häufiger kommen? Genau weiß ich nicht, welchen Instrumenten sich die Chaosmächte bedient haben. Dabei waren es gar keine fremden Mächte, sondern wir Menschen haben der Zerstörung ihre Kraft verliehen haben.

„Wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt“, schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Römer. (Röm 8,22) Ich spüre das Seufzen, aber ich laufe weiter. Wieder ins Grüne. Ein Vogel zwitschert. Büsche wachsen am Weg. Ein Pilz im Gehölz. Und ich entdecke ein kleines blaues Blümlein am zwischen den Gräsern. Neugeburt. Ein Kind Gottes. Das Leben erwacht in Freiheit und Herrlichkeit. Kommt der Wald zurück?