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Glaubwürdigkeit und Vertrauen - vor dem Hintergrund aktueller Schlagzeilen

Die kirchlichen Schlagzeilen der letzten Tage haben es in sich:

 

Ein Düsseldorfer Pfarrgemeinderat hat den Kölner Kardinal Woelki kürzlich gebeten, nicht wie vorgesehen in der Pfarrei die Firmung zu spenden. In einem offenen Brief wird der Grund benannt: "Sie sind für uns – leider – nicht mehr glaubwürdig. Wir haben das Vertrauen verloren, dass mit Ihnen als Erzbischof ein wirklicher Neuanfang gelingen kann."[1]

[1]

Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind die beiden Schlüsselworte. Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind Grundlagen menschlichen Zusammenlebens; ohne sie geht gar nichts.

Und das Schwierige ist: beide lassen sich nur sehr bedingt selbst herstellen und nur unter großen Anstrengungen wieder aufbauen, sofern sie ernsthaft beschädigt wurden.

Ich kann Glaubwürdigkeit natürlich für mich beanspruchen und kann behaupten, ich sei glaubwürdig; nur das allein reicht nicht. Zunächst gehören nicht nur Worte dazu, sondern auch Taten - und beide müssen zusammenpassen.

Ob das so ist, darüber zu befinden, ist Aufgabe und Privileg anderer Menschen. Nicht ich selbst, sondern nur andere Menschen können mir Glaubwürdigkeit attestieren. Sie entscheiden, ob meine Worte und Taten im Einklang stehen und ob die Einheit derer „würdig“ ist, „geglaubt“ (im Sinn von positiv angenommen) zu werden. Glaubwürdigkeit kann nur von außen zugesprochen werden, wir können sie nicht selbst herstellen!

Ähnlich verhält es sich mit dem Vertrauen: wir können darum werben, dass uns andere Menschen vertrauen. Wir können auf Kenntnisse und Fähigkeiten, Versprechungen oder Erfahrungen verweisen, die ein Vertrauen in uns rechtfertigen; oder wir können um einen Vertrauensvorschuss bitten. Das Entscheidende ist jedoch, was auf der Handlungsebene passiert. Und auch hier kommt es maßgeblich auf die anderen an: sie entscheiden, wie weit sie mir die guten Absichten abnehmen und ob sie in meinem Tun das Vertrauenswürdige erkennen.

Wie bei der Glaubwürdigkeit geht es auch beim Vertrauen um die Übereinstimmung von Wort und Tat in einem Beziehungsgefüge, in dem ich eben nur ein Teil bin – angewiesen auf die Resonanz der anderen. Werde ich als ehrlich und zuverlässig erlebt, können Vertrauen und Glaubwürdigkeit wachsen. Und umgekehrt gilt: werde ich als unehrlich und / oder unberechenbar erlebt, zerstört dies Vertrauen und meine Glaubwürdigkeit. Während Vertrauen und Glaubwürdigkeit in langwierigen Prozessen wachsen, sind sie mitunter schnell beschädigt oder gar zerstört.

Vertrauen zurück zu gewinnen ist schwierig. Und doch liegt genau in diesem Versuch eine große Chance: die Chance nämlich, aufeinander zu zugehen, sich für andere Perspektiven zu interessieren und zu öffnen und gemeinsam zu wachsen. Mit Gottes Hilfe und einer darauf abzielenden menschlichen Haltung ist viel möglich: Der Vatikan beispielsweise hat gerade eine „vertrauensbildende Maßnahme“ eingeleitet und eine Verschärfung des Kirchenrechts auf den Weg gebracht.

Das jetzt reformierte Strafrecht verurteilt sexuellen Missbrauch von Minderjährigen als "Straftat gegen Leben, Würde und Freiheit des Menschen" und verschärft die Strafen für die Täter. Dies geschehe, so Filippo Iannone, Präsident des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte, um „die Aufmerksamkeit für die Opfer deutlich zu machen.“[2]

Von Opferverbänden war dies schon lange gewünscht worden und stellt gewiss einen kleinen heilsamen Schritt in Richtung Vertrauenswiederherstellung dar. 

Bleibt zu hoffen und zu beten, dass auch im Erzbistum Köln Wege aufeinander zu gefunden werden. Vielleicht helfen dabei ja auch die beiden „Apostolischen Visitatoren“, die der Papst in der ersten Junihälfte in unser Metropolitanbistum schickt…

 

 

 


[1] Quelle: https://www.sueddeutsche.de/panorama/kirche-duesseldorf-kardinal-woelki-soll-nicht-firmen-demonstration-geplant-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210523-99-711806

[2] Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/vatikan-verschaerfung-kirchenrecht-101.html