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Gott – hautnah

2009-12-26 11:16:45

Sagen wir nicht oft: In deiner Haut möchte ich nicht stecken… Genau das hat Gott nicht gesagt. Er steckt in unserer Haut. Der Unsichtbare ist faszinierend sichtbar geworden und zur Welt gekommen. Die Weihnachtsgeschichte erzählt von den Alltäglichkeiten unseres Lebens: Herbergssuche, Kinderkrippe, Kind wickeln und dann die Flucht. Sichtbarer, hautnaher geht´s nicht.Christus steht für den unsichtbaren Gott – für den wahren Menschen. Ganz Gott und ganz Mensch. Eine unheimliche Spannung, zum Zerbersten: unsichtbar, nicht zu fassen – sichtbarer Mensch. In ihm dürfen wir anschaulich sehen, wer der unsichtbare Gott ist; und wir dürfen gleichermaßen erkennen, wie Menschwerdung geht, wie man Mensch wird - das Eine nicht ohne das Andere. Er ist der Inbegriff oder besser das Inbild des Christlichen.Im Bild des unsichtbaren Gottes erkennen wir nicht nur uns selbst, sozusagen ganz privat. Weihnachten ist keine Veranstaltung nur für Kirchenleute. Hier geht´s um alle Menschen, ja um alle Dinge, um das Ganze:„Er (Christus) ist der Erstgeboreneder ganzen Schöpfung,denn in ihm wurde alles erschaffen…“Eine rasante Ausweitung und Zuspitzung! An Weihnachten geht es um die ganze Schöpfung. Der unsichtbare Gott kommt uns in allen sichtbaren Dingen entgegen. In allem, was ist, will er sich finden und suchen lassen. Das gilt besonders für uns Menschen.In der Schöpfungserzählung ganz zu Anfang der Bibel steht dieser Satz:„Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild;als Ebenbild Gottes schuf er ihn.Als Mann und Frau schuf er sie.“Der Mensch als Gottes Ebenbild, als seine Ikone. Im Namen Jesu Christi, dem Erstgeborenen der Schöpfung, ist zu sagen: Jeder Mensch nimmt teil daran, Bild des unsichtbaren Gottes zu sein. Das ist eine revolutionäre Aussage, sie hat Geschichte gemacht. Es sind eben nicht Gestirne oder Tiere, die als wirkmächtige Repräsentationen Gottes aufgestellt und angebetet werden (wie in den alten Tempeln von Luxor oder Athen), es sind nicht Statuen von Priestern und Königen. Der Mensch ist es – jeder Mensch, Adam und Eva, Mann und Frau. In der Gestalt Christi leuchtet endgültig auf, wie Gott von Anfang an den Menschen gedacht und gewollt hat: Sein Ebenbild zu sein, seine Statue im Tempel der Welt. Das ist der Ursprung und Angelpunkt der Menschenwürde. Personalität, Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit aller sind hier begründet. Mit Recht wird diese biblische Grundaussage als Fundament der Demokratisierung sozialer und politischer Verhältnisse verstanden. Jeder Mensch ist Mensch - nicht der mehr, der weniger, nicht der eine wertvoll, der andere unwert. Jeder Mensch – Ebenbild Gottes. Das ist seine wahre Größe, sine Hochwürdigkeit.„Weihnachten haben wir gefeiert und feiern wir noch, Weihnachten muss aber auch noch werden.“ Mit diesen Worten von Franz Kamphaus, Bischof em., wünsche ich Ihnen und allen Menschen, die einen Platz in Ihrem Herzen haben, ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr.