Gott suchen – Gott finden
2014-12-22 11:52:49
Im 4. Jahrhundert vor Jesus lebte der Philosoph Diogenes. Von ihm wird erzählt, dass er mit einer Laterne am helllichten Tag durch die Straßen lief und rief: „Ich suche – einen Menschen.“1900 Jahre nach Christus erfand ein anderer Philosoph, Friedrich Nietsche den „tollen Menschen“ in der Gestalt eines Narren. Auch der zündete am hellen Vormittag eine Laterne an, lief damit über den Markt und rief unaufhörlich: „Ich suche Gott!“ Er fand ihn nicht bis er zu dem Schluss kam, dass die Menschen ihn getötet haben müssen. „Gott ist tot,“ hat er proklamiert.Mit Weihnachten feiern wir das Fest, das genau das Gegenteil zum Ausdruck bringt: Gott ist nicht tot – er lebt. Er lebt mitten unter uns. Wir brauchen nicht die Laternen der Philosophen um dies glaubhaft zu bezeugen. Vielmehr vertrauen wir auf die Botschaft des Evangelisten, dass er vor zweitausend Jahren in einem Stall auf die Welt kam und uns Antwort gab auf die beiden Fragen: Wo ist ein Mensch? und Wo ist Gott?Auf beide Fragen gibt uns das Kind in der Krippe die Antwort: Gott ist Mensch geworden. Er ist ein Immanuel - Ein Gott mit uns. Ein Gott mitten unter uns. In der Krippe haben wir Gott gefunden – so ganz anders, unvorstellbar, unausdenkbar – sogar für Philosophen: In der Krippe haben wir Gott gefunden, in der Krippe ist Gott unbegreiflich, aber greifbar nahe für uns. Gott hat sich klein und unscheinbar gemacht im Kind in der Krippe. Zu ihm dürfen wir auch in unserer Armut und Kleinheit kommen, wie wir sind.Um die Krippe finden wir Menschen, die miteinander feiern, miteinander leben, füreinander Sorge tragen, miteinander das Wunder der Weihnacht bestaunen – im Kind, das vor uns liegt.„Ein Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht,“ dieses Jesaja-Wort hören wir in der Christmette.Im Advent sind wir diesem Licht, nicht dem Licht der Reklame gefolgt. Unsere Suche hat sich gelohnt und wird erfüllt in dem Licht, das von den Hirten und nicht von den Philosophen verkündet wird. Denn: seit damals hat die Nacht einen Stern, die Dunkelheit ein Licht. Seit damals ist ein Kind in der Krippe als Retter in Sicht. Seit damals hat es einen Sinn zu hoffen, zu warten, zu beten. Seit damals gibt es einen Grund zu glauben, zu lieben, zu leben.Darum laden wir alle, die nach Gott suchen ein: Komm mit uns an die Krippe und lass deine Sehnsucht von ihm erfüllen.Ein Gesegnetes Weihnachtsfest und eine erfolgreiche Suche wünscht IhnenIhr Reinhold Kalteier, Pfarrer