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Gott zeltet

2016-11-02 23:28:43

Letzte Woche ging es durch die Nachrichten: Die im 14. Jahrhundert errichtete Basilika des Heiligen Benedikt in Norcia im Herzen des italienischen Umbriens ist eingestürzt. Erschrocken und mit Bedauern las ich die Meldung, schließlich war ich selbst schon da, im Geburtsort des Ordensgründers Benedikt.Die Basilika ist historisch bedeutend und soll baldmöglichst wieder aufgebaut werden. Doch bei den Bildern der Zerstörung frage ich mich: ist das wirklich das Wichtigste? Was ist mit all den Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind, mit all denen, die diese tiefe Erschütterung aus ihrem Alltag, aus ihrer Heimat gerissen hat?Und es sind ja nicht nur die Menschen in Mittelitalien, es sind auch die Menschen, die aufgrund des Wirbelsturms auf Haiti oder aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen obdachlos und heimatlos sind. Die zerstörte Basilika erinnert mich daran, dass es im Johannesevangelium heißt: „Und das Wort hat unter uns gezeltet“ (Joh 1,14). Gott braucht keine festen Bauten, es geht also nicht um die Kirchengebäude, sondern um die Menschen. Jesus weist die Jünger zurecht, die auf dem Berg der Verklärung Hütten bauen wollen. Das Reich Gottes entwickelt sich nicht aus Steinen, die fest gemauert sind, sondern unter Menschen, die einander als Menschen begegnen, z.B. indem sie Wohnungslose aufnehmen und ihnen ein Zuhause geben.Die zerstörte Basilika in Norcia kann so zum Sinnbild dafür werden, dass Gott bei den Menschen ist, mitten in ihrer Obdachlosigkeit. Dort wirkt sein Heiliger Geist, dort braucht es helfende Hände, hörende Herzen und Kraft und Mut für den Neuanfang.