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Guter Hirt

2013-04-21 15:44:43

Der neue Pfarrer Köster fährt mit Talar und Moped durch den Weinberg. Am Bett eines Sterbenden ist er ebenso zu finden wie bei der Hausgeburt eines unehelichen Kindes. Und zwischendurch raucht er aus Verzweiflung über den überfüllten Schreibtisch den Joint einer dorfbekannten Kifferin, die er im Beichtstuhl erwischt hat, zu Ende. Das konnten Zuschauer der neuen Serie „Die Kirche bleibt im Dorf“ am vergangenen Montagabend im Südwestfernsehen miterleben. Der Pfarrer als Hirte, der unter schwierigsten Umständen seine Schäfchen hütet, wird hier mit viel schwarzem Humor und Lokalkolorit gezeigt.Das Bild vom Hirten hat in der katholischen Kirche eine große Karriere gemacht. Vor hundert Jahren hat es seine Darstellung sogar an die Fassaden vieler Pfarrhäuser geschafft - wie bei uns in Bommersheim und Stierstadt.Nur: In den meisten dieser Pfarrhäuser wohnt schon lang kein Pfarrer mehr und wenn, dann ist er nicht „eigener“ Hirte einer Pfarrei, sondern dann hat er gleich mehrere zu betreuen. Die Herde ist oft so unüberschaubar groß, dass man vom persönlichen Kennen zwischen Hirt und Herde nicht sprechen kann. Von den zwei Dörfern, die der Fernsehpfarrer Köster – mit seinem für Schwaben aussprechlichen Namen – zu betreuen hat, können seine wirklichen Amtsbrüder heute nur träumen.Die Vorstellung vom Pfarrer als Hirten taugt in der Realität nicht mehr. Sie hat sich überlebt. Was vor hundert Jahren noch treffend war, es klingt heute nostalgisch wie aus einer anderen (heilen?) Welt oder strapaziert die Lachmuskeln des Publikums. Wie die Hirten mit ihren Herden aus unseren Landschaften verschwunden sind, so sind es auch die „Hirten“ aus den Pfarreien.Das Evangelium vom 4. Ostersonntag hat deshalb aber seine Bedeutung keineswegs verloren. Jesus spricht von sich als gutem Hirten. Bei ihm dürfen wir uns gut aufgehoben wissen. Wir sollten vorsichtig sein, einzelne in der Kirche leichtfertig „Hirten“ zu nennen. Zu allererst ist Jesus der gute Hirt, denn er hat sein Leben für die Schafe gegeben. Gott braucht Menschen, die sich um andere sorgen; die sich verantwortungsvoll kümmern; denen es nicht egal ist, wie es dem Mitmensch geht und wie er lebt. Uns alle ruft Gott letztlich in diesem Sinn Hirte zu sein. Füreinander Hirt sein, um einander zu helfen gut zu leben. Damit das Leben „satt“ im guten Sinn wird. In der Nachfolge Jesu können wir Hirten sein, die „Lebenskönnerschaft“ erfahrbar werden lassen.Ein Gebet möge uns auf die Spur des guten Hirten locken:Herr Jesus Christus, du bist der gute Hirte. So steht es in der Bibel. Ich kenne aber keine Schafsherden und keinen Hirten mehr. Aber ich kenne eine Mutter, die sich Sorgen macht um ihr Kind. Ich habe schon Väter gesehen, die um ihre Kinder weinen. Herr, so ähnlich stelle ich mir vor bist du! Du machst Dir Sorgen um uns, um mich. Du passt auf mich auf.Herr, ich darf auch so ein Hirte werden, eine Mutter, ein Vater für andere Menschen. Herr, du brauchst solche Hirten. Hilf mir, dass ich heute ein offenes Herz habe, dass ich mich sorgen lerne um andere! Amen.Übrigens: Am Montag, den 22. April um 20:15h und 20:45h sind die nächsten Folgen von „Die Kirche bleibt im Dorf“ zu sehen. Noch ein Hinweis: Grundkenntnisse im Schwäbischen sollte man mitbringen.Unter www.swr.de/diekirchebleibtimdorf finden Sie mehr!Ihr Mathias Wolf.