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Haben Sie auch Sehnsucht nach Normalität?

Zugegeben: Ich teile diese Sehnsucht mit vielen Menschen. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, was denn Normalität überhaupt ist und was ganz konkret meine Sehnsucht ausmacht.

Ich bin – wie viele Menschen auch - mittlerweile ganz sicher, dass es nach Corona eine andere (neue) Normalität geben wird. Alles zurück, so wie es mal war, wird es nicht geben.

Ich erinnere mich dabei an die Jünger Jesu, die nach seinem Tod nach Emmaus gehen. Sie erzählen dem Fremden auf dem Weg, was geschehen ist, sie erzählen von ihren Hoffnungen, ihren Träumen, ihrer Enttäuschung und ihrer Trauer. Und Jesus (den sie noch nicht erkannt hatten) sagt: Musste all dies nicht geschehen? Jesus erläutert dabei Gottes Wirken in der schweren Zeit.

Ist Gott uns nahe auch in dieser schweren Zeit der Pandemie? Können wir das erfahren? Ich bin sicher, dass wir mit Jesus ins Gespräch kommen können, wenn wir ihm all das erzählen, was uns am Herzen liegt, was das Leben schwermacht und nicht zu verstehen ist. Indem wir offen sind für die Antworten, die er uns auf seine Art gibt, erfahren wir Gottes Nähe.

Angeregt durch diese Antworten habe ich im Laufe der Zeit erkannt, dass in meinem Vermissen, in meinem Verzicht sich der Blick weitet für diejenigen, die noch mehr betroffen sind.

  • Wenn ich das Singen vermisse, dann denke ich an die vielen Künstler:innen, die nicht arbeiten dürfen;
  • wenn ich meine Freunde und meine Familie vermisse, dann denke ich an die Menschen in den Kliniken und Einrichtungen, die fast gar keine Besuche bekommen dürfen;
  • wenn ich das Reisen vermissen, dann denke ich an die Menschen, die seit Jahren nicht reisen konnten, weil das Geld fehlt oder weil Regierungen es ihnen verbietet;
  • wenn ich Gemeinschaft im Gottesdienst vermisse, dann denke ich an die Menschen in den Senioreneinrichtungen, im Amazonasgebiet, oder an Christen, die verfolgt werden und deshalb überhaupt keine oder nur selten die Möglichkeit haben, gemeinschaftlich Eucharistie zu feiern.

Es gibt so vieles, was neu in meinen Blick kommt. Dafür bin ich dankbar. Fasten bedeutet Verzicht, damit Gott mehr Raum bekommt. Möge unser aller Verzichten unseren Blick weiten und wir dadurch Gottes Segen erfahren, der uns Freiheit und Liebe schenkt.

Sandra Anker, Gemeindereferentin