Hanna nicht weglassen
Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest „Darstellung des Herrn“. Maria und Josef erfüllen ihre religiöse Pflicht und bringen Jesus in den Tempel nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen. Der Grund: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden.
Das Besondere an der Geschichte ist, dass Jesus von anderen Menschen als der Christus, als Heil und Licht erkannt wird. Und das nicht, weil es die Eltern vor sich her posaunen, sondern weil es der Heilige Geist ist, der Simeon in den Tempel führt und ihm die Augen für diese göttliche Wirklichkeit öffnet. Und Simeon bringt es – mitten in Jerusalem, mitten im Tempel, d.h. im religiösen Zentrum – ins Wort: Dieses Kind ist der Retter, das Licht der Völker.
Und so wie Simeon sieht und verkündet – so sieht und verkündet auch Hanna. Mitten in Jerusalem, mitten im Tempel tritt sie hinzu, preist Gott und spricht über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warten. Lukas nennt sie eine Prophetin. Der Tempel ist ihr Lebensort und der Dienst an Gott ihr Lebenssinn.
Ich finde es bemerkenswert, dass es ganz am Anfang von Jesu Geschichte ein Mann und eine Frau sind, die ihn verkünden, über ihn predigen. Und ich finde, dass man Hanna auf keinen Fall weglassen sollte, wenn man diese Geschichte erzählt. Das passiert leider manchmal, wenn man nur die Kurzfassung der Leseordnung nimmt. Viel zu schade, oder? Und andrerseits gar nicht schwer, geschlechtersensibel Liturgie zu feiern. Die Sache mit Hanna ist eines der Beispiele, die sich in der Praxishilfe unserer Pfarrei„Wege zu einer geschlechtersensiblen Liturgie“ finden. Wenn es Sie interessiert, hier können Sie mehr dazu lesen: https://www.kath-oberursel.de/leben/frauen/wir-koennen-mehr
Susanne Degen