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Herzstück

2012-07-11 21:35:36

In den Sommerwochen gab es in den Zeitungen eine längere Debatte um das Thema Beschneidung – ausgelöst durch ein Kölner Gerichtsurteil. Immer mal wieder tauchten dabei die Formulierungen „Kernbestand“ oder „Herzstück“ auf. Demnach sei – so eine jüdische Philosophin - die Thora, das Sabbatgebot und die Beschneidung Kernbestand der jüdischen Religion. Von den vielen Fragen und Argumenten im Zusammenhang mit dieser Debatte blieb mir die Frage nach dem Herzstück. Was würden wir zur Antwort geben, wenn uns jemand fragte, was für uns das Herzstück unserer Religion oder noch genauer unseres katholischen Glaubens sei? Die Eucharistie würden sicher viele nennen. Das gehört zum Kernbestand. Sicher, wie oft haben wir gehört, dass sie Quelle und Höhepunkt unseres Glaubenslebens ist. Nur verunsichernd, dass so viele, die auch katholisch sind, dieses „Premiumangebot“ gar nicht oder nur äußerst selten nachfragen und fernbleiben. Jesus Christus würden wir sicher auch nennen. Herzstück unseres Glaubens. Leben und Lehre, Tod und Auferstehung. Aber auch da wieder verunsichernd die Umfragen, die uns sagen, dass es doch eine wachsende Zahl an Christen und Christinnen gibt – auch bei den regelmäßigen Kirchgängern - die an die Auferstehung nicht mehr so recht glauben kann. Und bei dem Glauben an den dreieinen Gott – auch Kernbestand – gibt es ähnliche Befunde. Was die Debatte um die Beschneidung einmal mehr deutlich gemacht hat, ist, dass es nichts Selbstverständliches mehr gibt. Es reicht auch nicht, dass eine religiöse Tradition mehrere Tausend Jahre alt ist. Die moderne Gesellschaft hinterfragt diese und andere religiöse Traditionen. Es ist gottlob Teil unserer Freiheit, dass sie das darf. Und es genügt eben nicht, wenn man es mit einem „Es war schon immer so.“ bewenden lassen will. Wir müssen schon reden über das, was für uns den Glauben ausmacht, und warum es für uns so wichtig ist – mit den anderen, die uns hinterfragen, aber auch sehr vielmehr untereinander. Spannend was der gemeinsam Glaubenssinn da zu Tage brächte, was wir zu bewahren hätten, aber was wir auch getrost lassen könnten. In einem alten Streit um den rechten Ort der Gottesanbetung sagte ein jüdischer Mann mal zu einer samaritanischen Frau, dass die Zeit komme und schon da sei, zu der Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet werde. (Joh 4,21ff) Immer noch eine interessante Zukunftsperspektive, wenn man sich in der Auseinandersetzung des „wo“ und „wie“ und „wer“ der rechten Gottesverehrung zu verlieren droht. Susanne Degen, Pastoralreferentin