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Das muss man sich erst mal trauen…


…was der Prophet Baruch da schreibt: „Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer… Denn Gott führt
Israel heim in Freude“. Sie sagen: Prophet Baruch? Hab ich noch nie was von gehört. Kein Wunder.
Fehlt in vielen Bibeln. Nur Katholiken und Orthodoxe kennen das Buch. Ansonsten werden nur die
besonders Bibelfesten sich erinnern, dass der Schreiber des Propheten Jeremia so geheißen hat.
Aber der scheidet als Autor aus, weil das Werk aus Schriften zitiert, die erst sehr viel später
entstanden sind. Womöglich hat der Autor sogar noch die Zerstörung Jerusalems durch die Römer
erlebt. Mindestens aber die Entweihung des Tempels durch die Seleukiden im zweiten vorchristlichen
Jahrhundert. Und schreibt dann so was? Komplett gegen den Augenschein?
Aber ist das mit der Hoffnung nicht immer so: Dass sie Dinge behauptet, die noch keiner sieht? Weil
sie noch nicht da sind – aber womöglich im Kommen. Dass die Hoffnung Dinge behauptet, die
möglich sind, weil sie sich weigert einzustimmen ins Konzert der Schwarzseher.
Baruch singt stattdessen lieber andere Lieder. Solche wie „Tochter Zion, freue dich“. Lieder gegen
den Augenschein. Aber voller Hoffnung. Vielleicht ist es das, was Christen heute der Welt am meisten
schulden: Hoffnung zu haben.
Hoffnung ist etwas sehr Anderes als Optimismus. Hoffnung gründet tiefer. Sie weiß darum, dass wir
nicht gottlos sind, nicht auf verlorenem Posten stehen. Und darum kann sie sehen, was andern noch
verborgen bleibt: Gott ist schon im Kommen. Wir haben Grund für Hoffnungslieder.

Pfr. Unfried