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Humor in ernsten Zeiten

Die Zeiten sind ernst: das Ergebnis der Bundestagswahl beunruhigt viele von uns, der Klimawandel schreitet voran, Regeln und Wahrheit verlieren an Wert, die freiheitlich-demokratische Grundordnung wird mitunter in Frage gestellt, jahrzehntelang bestehende Bündnisse werden aufgekündigt, Provokationen und Deals zum ausschließlich eigenen Nutzen scheinen das Gebot der Stunde zu sein….– wir kennen die traurigen Nachrichten aus den Medien und können die Liste aus unserem persönlichen Erleben vermutlich noch ergänzen.

So vieles scheint furchtbar ernst und teilweise ausweglos zu sein; Niederschmetternd die Perspektiven, deprimierend und beängstigend. 

Und das gerade in einer Zeit, die als „fünfte Jahreszeit“ eigentlich für eine Unterbrechung all des Ernsten steht. „Fastnacht“ steht für Ausgelassenheit, für das Vergessen der Sorgen und Lachen in Gemeinschaft. Endlich mal die Kontrolle abgeben, die Obrigkeiten durch den Kakao ziehen und enthemmt sein. 

Humor ist kein überflüssiger Zeit-Vertreib, denn er fügt dem engen Verständnis von Zeit und ihrer Bedeutung eine neue Dimension hinzu. Humorvolle Menschen lachen „trotz“ allem Ernsten und Vergänglichen und erweitern damit ihren Wahrnehmungsbereich: alles wird leichter und freier, wenn man sich selbst und seine Sorgen nicht mehr so ernst und wichtig nimmt. Dann bekommt das Leben neue Leichtigkeit und Hoffnung. 

Wir Christen stellen die „Frohe Botschaft“ ins Zentrum unserer Verkündigung, aber ganz ehrlich: so „froh“ oder „fröhlich“ fühlt es sich für viele in unserer Kirche gar nicht an – und als sonderlich humorvolle Menschen werden wir Christen auch oft gerade nicht wahrgenommen. Nun ja - schon in der Heiligen Schrift sind Belege für Humor eher spärlich zu finden, aber es gibt sie.

Eine Verheißung dieser hoffnungsvollen Dimension, die die Grenzen der Enge, Ernsthaftigkeit und Endlichkeit überwindet, findet sich in der Bergpredigt: „Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ (Lk 6,21) 

Humor hilft aber auch schon jetzt, die Ängste und Sorgen zu relativieren und Abstand zu gewinnen. Dass uns dies immer wieder gelingt, wünsche ich Ihnen und mir! 

Nach diesen theoretischen Ausführungen möchte ich mit einem Witz schließen: 

Ein Busfahrer und ein Pfarrer stehen an der Himmelspforte, doch Petrus lässt nur den Busfahrer herein. Der Pfarrer wundert sich und protestiert. Daraufhin sagt Petrus zu ihm: „Wenn Du gebetet hast, haben alle geschlafen. Doch wenn der Busfahrer geschlafen hat, haben alle gebetet.“

 

von Kerstin Kilb (Pastoralreferentin)