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Kirche in Veränderung oder Fels in der Brandung?

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: “Sie haben sich gar nicht verändert.“ „Oh!“, antwortete Herr K. und erbleichte. B. Brecht

 

So Vieles ist gerade in Bewegung und Veränderung. Manches können wir beeinflussen, anderes scheint doch eher von außen auf uns einzuwirken.

 

Sei es der Klimawandel, der Ukrainekrieg, die steigende Inflation oder Corona. Es wird von uns noch mehr Flexibilität gefordert als früher. Fast hat man das Gefühl:

„Veränderung ist die neue Beständigkeit“.

Dabei brauchen wir Menschen doch das Bleibende, das Bekannte, das, worauf wir uns verlassen können. Bekanntes setzt einen Rahmen, schenkt uns Sicherheit.

Auch in unserer Kirche suchen viele solch eine Beständigkeit, eine Sicherheit, einen Fels eben, auf den wir uns stets verlassen können. Aber unser Glaube, unsere Kirche war immer in Veränderung, hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und entfaltet, um auf die Fragen der jeweiligen Zeit Antwort geben zu können. Wer aus Sorge um unseren Glauben die Kirche unverändert über die Jahrhunderte retten will und die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird sie in Wahrheit verlieren. Es geht nicht um ein Nachlaufen des Zeitgeistes, aber um eine ehrliche Auseinandersetzung, was die Fragen und Bedürfnisse der Menschen heute sind und welche Antworten wir als Kirche darauf haben. Es ist gut und notwendig, um die Wahrheit zu ringen, sich nicht mit billigen Argumenten abspeisen zu lassen -  von keiner Seite.

Viele Menschen haben sich in den vergangenen Jahren von der Kirche abgewandt. Zu tiefst enttäuscht von ihrer Kirche. Von ihrer Kirche, die Barmherzigkeit predigt, einen Gott verkündet, der alle Menschen liebt und annimmt, so wie sie geschaffen wurden und gleichzeitig Menschen ausgrenzt, die nicht nach den kirchlichen Moral- und Sexualvorstellungen leben. Sie sind zutiefst enttäuscht von ihrer Kirche, die öffentlich für die Armen und Schwachen eintritt, aber innerkirchlich gerade die Schwachen und Schutzbefohlenen allein gelassen hat und lieber Imagepflege betreibt, anstatt ernsthaft über Veränderungen im System nachzudenken. Diese Menschen haben nicht unbedingt ihren Glauben verloren, aber ihr Vertrauen in unsere Kirche.

Es gibt viele gute Ansätze und Schritte, dass Veränderung geschieht. Sei es im Kleinen vor Ort, hier in unserer Pfarrei, sei es beim Synodalen Weg. Jede und jeder von uns ist gefragt, den eigenen Glauben auf den Prüfstand zu stellen und sich zu fragen, was hätte Jesus wohl dazu gesagt und getan? Er hat die Auseinandersetzung und die Veränderung nicht gescheut. Er hat Machtstrukturen, Widersprüchlichkeiten und Unmenschlichkeit des Glaubens seiner Zeit stets benannt. Wo nötig, hat er die Finger mitten in die Wunde gelegt. Er hat immer den Menschen  über das Gesetz und als oberstes Gebot des Miteinanders die Liebe gestellt. Folgen wir seinem Beispiel. Stellen wir den Mensch in den Mittelpunkt und tragen so zu notwendigen Veränderungen in unserer Kirche bei. Damit wir nicht eines Tages den gleichen Satz hören wie Herr K. und ganz fürchterlich erbleichen.

Elke Peglow, Pastoralreferentin