Kirche mit Abstand
Seit Mai dürfen wir wieder Gottesdienst feiern. Mit Abstand und ohne Gemeindegesang. Mit Anmeldung und Ordnern (oder Willkommen-Teams, das klingt schöner).
Erste Erfahrung: Was tut dasgut, wieder gemeinsam beten und feiern zu können! Selbst wenn die Einschränkungen natürlich spürbar sind.
Zweite Erfahrung: Spannend, was sich die Kirchenmusiker alles einfallen lassen. Und was da an Talenten auftaucht! Menschen, die sich vermutlich sonst nie getraut hätten einen Kantorendienst zu übernehmen oder sich mit ihrem Musikinstrument für den Gottesdienst zur Verfügung zu stellen. Und die Gemeinden nehmen es dankbar an mit viel Applaus.
Dritte Erfahrung: Der Platz reicht aus – auch wenn jetzt viel weniger kommen dürfen. Klar, da sind dieÄngstlichen. Und die Skeptiker. Und die, die aus guten Gründen Vorsicht walten lassen. Aber da sind wohl auch nennenswert welche, die jetzt gemerkt haben, dass sie die Messe gar nicht so sehr brauchen wie immer gedacht...Vermaledeite Säkularisierung! Jetzt erodiert die gelebte Glaubenspraxis also noch schneller als ohnedies schon? Oder soll ich mir das Bild lieber anders zusammensetzen: eine Vielfalt von Glaubensstilen verlangt nach einer Vielfalt von gottesdienstlichen Formen. Statt Monokultur Messe wächst uns ein ganzer Bauerngarten Spiritualität. Wenn die Messe Mitte und Höhepunkt ist, muss es schließlich auch was darum herum geben.
Pfarrer Andreas Unfried